Mittwoch, 27. Januar 2010

ru24 - Friedhof für fremde Armeen


Remnants of an army
Originally uploaded by Praveen Iyer
Das britische Empire fürchtete zum Beginn des 19. Jahrhunderts, das russische Zarenreich könne in Richtung Süden expandieren. Darum entsandten die Briten 1838 eine 20.000 Mann starke Armee nach Afghanistan. Ein britenfreundlicher Emir wurde eingesetzt, es gab keinen ernstlichen Widerstand von Seiten der Afghanen. Eigentlich hätte jetzt alles gut und schön sein können.
Doch an einen Truppenabzug war leider nicht zu denken, denn man benötigte die Truppen weiterhin zum Schutz des Marionetten-Emirs. So etablierte man sich in Kabul. Die Offiziere ließen ihre blassen Gattinnen samt Kindern und Bediensteten nachkommen. Es wurde ein Theater eingerichtet und eine Rennbahn errichtet, man spielte Cricket.
Der Afghane an sich hatte sich indes dies Possenspiel lange genug angesehen, man rief zum Heiligen Krieg gegen die ungläubigen Teufel.
Ein wichtiges Cricket-Tournier der Briten musste angebrochen werden! Rasch wurde es sogar recht ungemütlich für die Besatzer: Man schnitt ihnen die Nachschubroute ab, man tranchierte den ranghöchsten Briten in zahlreiche, handliche Häppchen und schloss die Invasoren in einem recht übersichtlichen Teil der Hauptstadt ein.
Nach monatelanger Belagerung zermürbt, handelten die Engländer freien Abzug aus. Sollten die Russen doch expandieren wohin sie wollten!
Im Dezember 1842 marschierten 4.500 Soldaten und 12.000 Zivilisten (Männer, Frauen und Kinder) über den tief verschneiten Khaiberpass in Richtung Indien, ein wenig so dramatisch wie der Versuch der Gefährten bei "Der Herr der Ringe" das Nebelgebirge zu überwinden, nur mit drastisch mehr Leuten.
Soviel zum "freien Geleit": Allein am dritten Tag töteten Afghanische Kämpfer 3.000 der "ungläubigen Teufel". Das Massaker an den Briten im Gebirge durch afghanische Guerillas dauerte an, tagelang.
Von den 16.500 Soldaten und Zivilisten überlebte ... *Trommelwirbel* ... einer (1). Es war der schottische Arzt Dr. William Brydon, er kam schwer verletzt durch. Ein Säbelhieb hatte einen Teil seines Schädels abgetrennt. Er überlebte den eisigen Wind, weil er sich eine Zeitung in den Hut gesteckt hatte. Sein Pferd brach tot zusammen, als er sein Ziel, eine Garnison der Briten in Dschalalabad erreichte (Link). Er soll bei seiner Ankunft ausgesehen haben "wie der Bote des Todes".
Ein berühmtes Gemälde, gemalt von Lady Butler (das oben eingebettete Bild), zeigt den zu Tode erschöpften Doktor auf seinem sterbenden Pferd die Tore der Stadt erreichen.
"Keine so absolut überwältigende Niederlage ist auf den Seiten der Geschichte verzeichnet",
so Sir John William Kaye, der Chronist dieses ersten Afghanistanfeldzugs (Quelle).

Der Russe, der ja jetzt expandieren konnte, ließ sich Zeit.
Weihnachten 1979 landeten erste Teile der sowjetischen 40. Armee in Kabul (Link).
Im Laufe der nächsten zehn Jahre verloren die Sowjets in "ihrem Vietnam" 50.000 Soldaten und die Regierung das Vertrauen ihrer Bevölkerung. Die horrenden Kosten des Krieges beschleunigten dann auch noch das Ende der UdSSR.

Beeindruckt?
Ich schon.

Was the f*** soll denn unsere Gurkentruppe da, um alles in der Welt?
Himmel hilf!

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