Donnerstag, 22. Dezember 2011

ru24 History 30 - Konfirmation (1981)

http://bit.ly/sTDzr0 
Ich war noch nie freiwillig in einem Gottesdienst.
Naja, Hans und Franz haben geheiratet in den letzten 20 Jahren, da bin ich dann quasi gezwungenermaßen hin. Die Predigten waren allesamt identisch, Stichwort: "Die Liebe ist dies, die Liebe ist das ... etc., etc." (Korinther 13, 4-8a usw.). "Wenn ich keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel."
Sicher, sicher.

Und diverse Konfirmationen habe ich auch über mich ergehen lassen, erst die eigene, dann die von diversen Cousins meiner damaligen Freundin. Am schlimmsten war eine Konfirmation in Thüringen in einer extrem schummrig beleuchteten Kirche, ich glaube in Suhl. Der Pastor sprach des Dialekts halber für mich in fremden Zungen, es war dunkel, deswegen bin ich dann dauernd eingenickt, was allen außer mir sehr peinlich war...

Dann das Singen in Kirchen: Da prallen dann Lieder mit Texten und Melodien, die so zeitgemäß daherkommen wie die spanische Inquisition, auf meine wundervolle Ork-Singstimme: "Roo-Lro-Lroo-Lro---Loooroo!"

Selbst konfirmiert worden bin ich 1981 in Radevormwald bei Pastor Motte, der seine Predigten komplett mit der linken Hand in der Hosentasche bestritt. Motte bestand nicht einmal drauf, dass die Konfirmanden jeden Sonntag zum Gottesdienst gingen und so habe ich mir das natürlich komplett geklemmt. Selbst mit 14 hat man ja sonntags besseres zu tun. Eine Woche vor der Veranstaltung fuhren Queen Mom und mein 14-jähriges ich nach Remscheid. Mutter zwang mir einen braunen Cordanzug auf und das Thema war quasi sofort durch, vermutlich war er im Angebot. Widerstand war zwecklos. Argumentieren verschwendete Atemluft. Mutter ließ immer schon so gut mit sich reden wie die Borg des Star-Trek-Universums.
Am Tag der Konfirmation wusste ich nicht einmal, in welche der vier Kirchen meiner Heimatstadt ich gehen sollte. Meine Mutter wurde fast ohnmächtig, als sie mich dabei abfing, wie ich gerade Verwandte anrufen wollte, um zu fragen, in welcher Location das Event denn stattfinden solle.
Alle Konfirmanden trugen schwarze oder dunkelblaue Anzüge oder Kleider, nur ein einzelner Narr hatte einen braunen Cordanzug an. Helau! Das Konfirmationsfoto sollte ich echt mal nachreichen - Muahahaha!!!
Nach dem Einsacken der Kohle durch die damals noch überreichlich vorhandene Verwandtschaft (pro Umschlag ein 100 DM-Schein) war das Thema Kirche für mich dann völlig abgehakt (siehe auch: Link).
Der Höhepunkt des Fests: In der Gastwirtschaft, wo sich die einschlägigen Verwandten auf Kosten meiner Eltern zulaufen ließen, stand ein Pong-Automat (Link)! Hell yeah! Das rettete mir echt den Tag!

Jetzt wohne ich mit meiner Freundin in Wuppertal direkt an einem Friedhof, an dessen Ende, surprise, die "Friedhofskirche" steht, ein monumentaler Sakralbau (Link). Die haben quasi ständig Anlass, die Glocken zu läuten - vermutlich, weil sie es können. Aber dank der Moderne kann man jetzt wenigstens nachsehen, warum zur Hölle sie läuten: Online-Predigtplan (Link).
Wie cool!
Danke Moderne!


Mehr zum Thema: (Blogbeitrag), (Blogbeitag) und auf den Punkt gebracht: (Blogbeitrag).