Montag, 30. Januar 2012

Fragen an ru24: Fliesenzuschnitt mit der Steinlaus

http://bit.ly/xgp50m (Abb. ähnlich)
Bernd J. aus S. fragt: "Kann man mit der Steinlaus Fliesen zuschneiden?"

ru24 antwortet: Im Prinzip ja.
Die possierliche Steinlaus (Petrophaga lorioti) ist ein scheuer Nager, der sich von Silicaten (Steinen) ernährt. "Gelegentlich [wird] auch ein Eisenträger nicht verschmäht." Dies wurde erstmalig im Jahre 1976 von Bernhard Grzimek alias Loriot in der Sendereihe "Ein Platz für Tiere" (ARD) einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
"Das geschlechtsreife Männchen [hat] einen Tagesbedarf von etwa 28 Kilogramm Beton und Ziegelsteinen, das Weibchen [verzehrt] in der Schwangerschaft beinahe die doppelte Menge."
Während dieser unbändigen Stein-Schlemmerei kommt es fast unweigerlich auch einmal zum beim Handwerk hochbegehrten "Fliesenschnitt". Petrophaga lorioti indes sieht die Kachel als einen glasierten Imbiss an, quasi als eine tonmineralische Leckerei (vgl. Hallmackenreuther, Hoppenstedt et al.). Eine für das deutsche Handwerk zu nutzende, hochkorrekte Abkantung von keramischen Platten nach DIN kann zuweilen zwischen zwei Bissen des Nagetiers tatsächlich zufällig eintreten. Doch davon, den possierlichen Nager von weiteren Übergriffen gegen die just mustergültig abgekantete Verlegeware abzuhalten, sollte dringend abgeraten werden (vgl. Müller-Lüdenscheid, Dr. Klöbner et al.).
Somit ist ein Fliesenzuschnitt möglich, aber unbefriedigend.

Für Interessierte: hier und da.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Sonntag, 29. Januar 2012

Kiwi-Verschwörung

http://bit.ly/xsz31g
Was weiß man schon groß über Kiwis?
Das sind so Eier mit Haaren dran, werden auch als "chinesische Stachelbeere" bezeichnet und sind das Wappentier Neuseelands. Wenn man sich einen Dreck um Kommas schert, besteht die Kiwi zu drei vierteln aus Vitamin C.
Respekt!
Mit diesem geballten Wissen spazierte ich in einen Supermarkt um ein Dutzend (für die jungen Leser: 12) käuflich zu erwerben. Ich schaufelte die Teile in einen Plastikbeutel, bis mein Blick am Preisschild hängenblieb: "Kiwi, Chile, 0,99 EUR".
Grundgütiger! Für nen Cent mehr bekommt man ja nen ganzen Einkaufswagen!
Ich spurtete zu der in den Auslagen herumgrofelnden Einzelhandelsfachverkäuferin.
"Kiwi - Stück fürn Euro?", fasste ich mein Entsetzen elegant zusammen.
"Wir machen die Preise nich! Dat geben die oben vonne Zentrale vor!", sprudelte es reflexartig und wie geübt aus der Einzelhandelsfachverkäuferin heraus.
Aber was wäre ich für ein Blogger, hätte ich mich jetzt geschlagen gegeben!
Wieder zu Hause recherchierte ich kurz, rief dann "oben" bei der PIMPI Handels-GmbH an.
"Guten Tag, ich bin Kunde und möchte wissen, warum die Kiwis in ihrem PIMPI-Markt Wuppertal 0,99 EUR kosten!", fragte ich mit lauter und fester Stimme.
"Wir machen die Preise nich! Dat geben uns die Zwischenhändler vor!", meckerte Frau Swantje Krummrhein-Paziwicky von der PIMPI Handels-GmbH.
"Danke!"
Zwischenhändler war die Schnullewupp Zwischenhandels-KG.
"Hallo, ich möchte wissen, warum die Kiwis im PIMPI-Markt Wuppertal 0,99 EUR kosten!"
"Wir machen die Preise nich! Dat geben uns die Zwischen-Zwischenhändler vor!", nölte Frau Birte-Helene Schweineweich-Przykowsky von der Schnullewupp Zwischenhandels-KG.
Das ging dann noch den ganzen Tag so.
Die letzte Instanz, der weltweite Aufkäufer für Früchte und Beeren, die freundliche Nestlé-Tochter FRUIXXON verwies als Schuldige auf die chilenischen Erntehelfer.
"¿Por qué los kiwis coste 0,99 euros en mercado PIMPI?", fragte ich mit meinem besten Schulspanisch. Ich stolperte nur ein wenig über das kopfstehende Fragezeichen.
"No tenemos teléfono! Nosotros recibimos un salario por hora de 0,15 euros."
Ach so!
Die chilenischen Erntehelfer haben gar kein Telefon, weil sie nur 0,15 EUR in der Stunde verdienen!

Die Weltpreise für Kiwis werden demnach vermutlich von den Illuminaten per Los bestimmt.
Habe Dan Brown einen Tipp gegeben.


Donnerstag, 26. Januar 2012

Queen Mom 13 - Das Grabmal des unbekannten Soldaten (2004)

http://bit.ly/w7lcrj
Novembersamstag, de Tag vor Totensonntag, et hatte geschneit. Ich fahre zu Mom, mein Chauffeur- un Einkaufen-Gehen-Job.
»Wir müssen mal eben noch zum Blumenladen«, sacht se.
Ich mach en fragendes Gesicht.
»Für beim Papa auf'm Grab«, sacht se.
»Hm. Meinst du, dat der da wat von hat?«, frag ich zweifelnd. Meinen Atheismus un de Verneinung det ganzen Brimboriums hab ich ja von em.
Mutter zieht nen Flunsch.
»Die Leute fragen doch, ob wir wat hingelegt haben«, sacht se.
Sicher, sicher.
Wir fahren.
Am Blumenladen deutet se auf en riesiges Gesteck aus Tannenzweigen, Zapfen un Zeugs.
»Dat da sieht aus, als würd et lange halten«.
Mysterien. Ich nick. Queen Mom geht zahlen. Ich nehm derweil dat Dingen, pack et int Auto.
Mal eben zum Friedhof.
Keine Parkplätze vorne, aber et gibt ja nen Hintereingang. Ich parke.
»Ist de Wagen auch wirklich zu? Ich hab gelesen, de klauen hier wie de Raben!«
»Jip, ist zu«, attestiere ich.
Ich oberkellnere dat Gesteck in de Linken, de Mom hab ich am rechten Arm. De Friedhof ist reinweiß.
»Kuck mal, mein Gott, de Otto Schurichs!«, sacht se.
Da hier außer uns niemand is, vermute ich richtig, ein Grab.
»Wer war Otto Schurichs?«, frag ich.
»Der hat nach'm Krieg mit deim Papa Bäume gefällt un so«.
Ach, echt? De Vatter!
Wir zuckeln weiter.
»Jo, de olle Frau Celm!«
»Aha. de hat früher bei de Omma unten ein gewohnt, ne?«
»Jo. Mein Gott, ist dat schon lange her!«
Das Todesdatum ist von 1982, vor dem Geburtsdatum wächst ein Lebensbäumchen. Wir zuckeln weiter. Mein Oberkellner-Arm rumort. Hätte ich mal besser nachm Krieg wie de Vatter Bäume gefällt un so, statt immer nur am Schreibtisch zu hocken.
»Hier rein?«, frag ich.
»Nee.«
Weiter gehts.
»So! Ich glaub da hinten!«, sacht se wie immer ohne auf wat zu zeigen, »ich orientier mich immer an dem Dingen da... oder vielleicht an dem Dingen... ?«, wieder ohne auf wat zu zeigen.
Dat Gesteck wird langsam wat lästig.
»So!«, sacht se, »Wir müssen uns hier links halten!«
»Sieht irgendwie nich danach aus«, sach ich.
»Mein Gott!«, sacht de Mutter. »Von der Seite vom Friedhof her findse ja nix!«
»Vielleicht da hinten?«, frag ich. De Gesteckarm wird innen wat warm.
»Nee!«, sacht Mom nachdrücklich, »Aber haste dein Dingen dabei?«
Wie gewohnt gehe ich de Pfade vonne Möglichkeiten durch. Nach ein paar Sekunden fummel ich mein Handy aus de Tasche.
»Jo! Ruf mal eben de Waltraud an!«, sacht se, aber ich wähle schon de Nummer.
»Ja-haa?«, so meldet sich de Tante, de Schwester meiner Mutter immer.
»Hi, ich bin's«, sach ich. So melde ich mich immer.
»Ah, ja!«, sacht de Tante nach einigen Sekunden.
»Hörma', wir sind gerade auf em Friedhof un wollen en Gesteck auf Papas Grab legen, et hat aber geschneit un wir finden et nich!«, sach ich.
»Ah, hmm!«, sacht de Tante, dann nach einer Pause: »Ihr müsst links an dem Brunnen reingehen, dann auf de linken Seite«.
»Ja, un dann?«
»Ein oder zwei Gräber neben Habermann, ich hab auch schon en Gesteck draufgelegt«.
»Ja, danke Tantchen, finden wir ... tschö!«, sach ich un leg auf.
Ich laufe mit dem mittlerweile tonnenschweren Gesteck vor, de Mutter geht vorsichtig hinterher.
Langsam begreif ich, warum sich de Investition von nem Grabsteins vielleicht gelohnt hätte.
»Hier!«, ruf ich, an em Grab neben 'Habermann' stehend, Mom kommt hinzu.
»Is da denn dat Gesteck vonne Waltraud?«, fragt se.
Dat Grab is bucklig verschneit, ich grab an verschiedenen Stellen en Schnee weg, aber en Gesteck kommt nich zutage.
»Dat kann et ja auch gar nich sein – dat ist ja gar kein Familiengrab!«, sacht de Mom.
Puh! Ich jogge zum Nächsten, grab im Schnee.
»Hier is vielleicht wat Gesteckartiges«, ruf ich.
Se kommt hinzu, dat Gesicht drückt Zweifel aus.
Ich beschließ, dat dat Grab vor mir Papas Grab is.
'Fumm!' landet dat Gesteck auf ner halbwegs ebenen Stelle, mein Arm dankt et.
»So hier!«, sach ich.
»Biste sicher?«, fragt se.
»Nee«.
Wir stehen beide nebeneinander un starren auf dat Gesteck.
»Wir könnten dat Dingen auch alternativ auf dat 'Grabmal det unbekannten Soldaten' legen«, sach ich un kicher en bissken irr.
De Mutter kuckt wat missmutig.
»Der Papa hätt dat jetz aber auch lustig gefunden«, sach ich.
»Ich weiß«, sacht se un drückt meinen Arm, an dem se sich wieder untergehakt hat.
Wir gehen ganz langsam zum Auto, steigen ein.
»Können wir mal eben noch zum Penny?«, fragt se.
Sicher.


Mittwoch, 25. Januar 2012

Fragen an ru24: Warum ist Grün das neue Rot?

http://bit.ly/w09cvv
Sebastian K. aus Wk. fragt: "Warum ist Grün eigentlich das neue Rot?"

ru24 antwortet: Lieber Kringel,
das ist ein sehr gute Frage. Wenn deine Mama Chanel-Nagellack benutzt und du deswegen diese Frage stellst, (siehe Link), dann sind wir jetzt fertig und du kannst spielen gehen.
Wenn nicht, dann setz dich bitte...

Es gibt da ein Land, weit weg, das heißt U.S.A., dein Papa sagt vielleicht "Amerika" dazu. Da kommen so tolle Sachen her wie Hamburger, Ketchup und Micky Maus. Kennst du. Und die Amerikaner denken, sie hätten auch Pommes, Spaghettis und Pizza erfunden. Ham se aber nicht. Und dieses Land finden viele ganz, ganz toll, vor allem die Amerikaner. Ist es aber nicht. Und dieses Land ist das mächtigste Land der Welt. Spiderman (der auch Amerikaner ist) sagt, dass "mit großer Macht auch eine große Verantwortung" einher geht. So dolle verantwortlich benehmen die sich aber leider gar nicht, die Amerikaner. Der Staat gibt sein Geld für Waffen und Soldaten aus und schickt die überall hin, wo es Öl gibt, um da alles kaputt zu machen. Und die Leute in Amerika fahren riesige Autos die ganz viel Sprit brauchen und die Häuser haben kaum eine Wärmedämmung, weil Strom, Benzin und Heizöl dort so dolle billig sind. Und im Sommer machen sie die Klimaanlage an, die doll viel Strom benötigt, anstatt ein Fenster aufzumachen wie bei uns. Und die Industrie kann in die Luft blasen, was sie will. Und so soll das auch bleiben. Das nennt sich "American way of Life" und das steht bei denen sogar in der Verfassung.

Wir staunen da nur drüber. Wir schicken unsere Soldaten nur mal zum Aushelfen wo hin und wenn dann voll aus Versehen ein Schuss losgeht, dann kriegen alle einen Riesenschrecken! Und wir schrauben überall Energiesparbirnen rein und schalten an der roten Ampel den Motor aus. Und im Müll trennen macht und keiner was vor.

Früher, als dein Opa deine Oma noch gar nicht kannte, da hatten die Amerikaner ganz doll Angst vor Kommunisten, weil die wollten alle Menschen gleich machen. Und weil es in Amerika so viele Millionäre gab, fanden die das schrecklich doof und haben den J. Edgar Hoover beauftragt, die Kommunisten, die in Amerika lebten, zu fangen und zu ärgern, wo es ging. Die waren ganz leicht zu fangen, weil die trugen alle rote T-Shirts, deswegen nannte man die die Roten. Die Roten durften nicht mal mehr Filme drehen und viele mussten ins Gefängnis. Aber weil man da gar nichts in den Geschäften kaufen kann, auch keine iPhones, finden heute irgendwie alle den Kommunismus doof. Vor allem die Leute, die da wohnen, z.B. in Nord-Korea.

Jetzt haben manche Amerikaner aber in der Schule aufgepasst und auch viel im Internet gelesen, weil in amerikanischen Zeitungen steht gar nichts mehr davon drin, was der Staat da so alles falsch macht. Diese Leute haben nachgedacht und weil die sich dolle Sorgen um die Natur und die Welt machen, nennt man die "Umweltaktivisten". Das ist etwas Gutes, aber in Amerika ist das ein Schimpfwort. Manche von denen finden das sogar mit den Kriegen doof, die Amerika führt, weil die so viel Geld kosten, das dann woanders fehlt, z.B. in Schulen und an Staudämmen. Die wollen jetzt, dass alle Leute Müll trennen, Energie sparen und dass die Fabriken nicht mehr gar so viel schlimme Sachen in die Luft blasen. Und weil ganz viele ganz alte Bäume abgesägt werden, ketten sich die Leute mit ihren grünen T-Shirts an Bäume, damit man die nicht absägt, wie bei Stuttgart 21. Und weil viele Tiere unter ganz schlimmen Bedingungen leben, wollen sie die Tiere befreien und es denen nett machen, den befreiten Tieren.

Aber weil es in Amerika jetzt noch viel mehr Millionäre gibt, finden die das jetzt mal total voll doof, was die Umweltaktivisten da machen und haben die Polizei beauftragt, die Aktivisten, die in Amerika leben, zu fangen und zu ärgern, wo es geht. Die sind ganz leicht zu fangen, weil die tragen ja alle grüne T-Shirts.

Jetzt weißt du sicher, dass sehr, sehr böse Leute mit dem Flugzeug das World Trade Center kaputt gemacht haben. So Leute sind richtige Terroristen, die man zur Strafe voll lange einsperren müsste, wenn sie nicht schon alle tot wären. Aber weil man Leute, die Terroristen sind, viel länger einsperren darf, als Leute, die ein krankes Huhn aus einer schlimmen Fabrik geklaut haben, um es zu retten, nennt die amerikanische Regierung die Leute mit den grünen T-Shirts jetzt einfach alle auch mal "Terroristen". Das stimmt zwar nicht und das ist auch voll gemein, aber da kann man nix gegen tun. Deshalb kann die Polizei die Leute mit den grünen T-Shirts so lange einsperren wie sie will, auch, wenn sie nur ein Huhn oder einen Baum oder die Welt retten wollten.
Deshalb ist Grün das neue Rot.

Für Interessierte: hier.
T-Shirts gibts: hier.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Dienstag, 24. Januar 2012

Fragen an ru24: Filmschurken

http://bit.ly/yzJPbN
Elke R. aus M. fragt: "Lieber Rundumschlag,
warum sind die Bösewichter in Filmen immer so doof? Obwohl zahlenmässig überlegen, greifen sie den Helden nur in gut verdaulichen Portionen an. Wird ein maskierter Held gefangen, nehmen sie im nicht die Maske ab. Bevor der Held getötet wird, hält der Oberschurke einen ewigen Monolog, der entweder die Selbstbefreiung des Helden ermöglicht, oder der Kavallerie Zeit gibt, den Helden zu retten. Sind Menschen dumm weil sie böse sind? Oder sind Menschen böse weil sie dumm sind?"

ru24 antwortet: Liebe Elke,
um mit dem unvergleichlichen "V" aus "V wie Vendetta" zu antworten: "Hinter dieser Maske ist nicht nur Fleisch, hinter dieser Maske steckt eine Idee! Und Ideen, Mister Creedy, sind kugelsicher!"
Helden werden nicht getötet. Notfalls überleben sie (wie im etwas debilen Indiana Jones IV) einen Atomschlag in einem Kühlschrank. Chuck Norris würde sogar ein schwarzes Loch überleben. Die Dosis des Angriffs ist somit vollkommen irrelevant.
Oberschurken wie Dr. No, Ernst Stavro Blofeld und Auric Goldfinger (Link) haben eines gemeinsam: Sie haben schicke Designerhütten, weiße Katzen, spielen bei nebliger Witterung nachts Orgel, sie lachen immer "Muahahahaha!!!", sie sind exzentrisch und immer hyperintelligent. Weltherrschaft ist das Mindeste, was sie anstreben. Ihr IQ ist so hoch (160+), dass alle anderen allzeit wie Idioten dastehen. Deshalb müssen sie immer allen alles erklären. Irgendwie verständlich. Doch dieses Oberlehrerhafte ist die Archillesferse, die der stets kugelsichere Held nutzen kann.

Du weißt doch, wie der Volksmund sagt: Gutheit ist Dummheit.
Bedeutet im Umkehrschluss: Die Oberschurken sind böse, weil sie so schlau sind.
q.e.d.

Mehr dazu: Link.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Fragen an ru24: Antifaltencremes

http://bit.ly/zjGK0j
Anette S. aus K. fragt: "Lieber Rundumschlag, warum ist es erlaubt, dass bei der Oil of Olaz Werbung neben einer gephotoshoppten Frauke Ludowig drei zwanzigjähre Models für die Wirksamkeit der Faltenwegcreme herumhampeln?"

ru24 antwortet: Liebe Anette,
die wirksamsten Antifaltenmittel sind die Gene und Jugend. Jedem ist das nicht gegeben. Wenn man nicht mit der Mimik eines gesichtsgelähmten Molchs herumlaufen möchte wie z.B. Donnatella Versace und Rauchen aufhören, 3 l Wasser pro Tag trinken, gesunde Ernährung und viel Bewegung irgendwie "aus Gründen" nicht infrage kommen, dann greift man statt zu Botox lieber zu einer Creme.
Der Markt ist unübersichtlich, man sollte als Anbieter schon herausstechen. Als Werbemaskottchen für das so mittel-gute (Stiftung Warentest) Oil of Olaz bietet sich die seit-1992-RTL-Frau Ludowig geradezu an, sie ist mittel-blond (zumeist), vielen Menschen bekannt und die Autorin des so mittel-dollen Buches "Glamour ist kein Geheimnis". Na also. Und wenn man nach "Frauke Ludowig " googelt (wichtig ist dabei auch das hintere Leerzeichen), ergänzt Google den Eintrag automatisch an vierter Stelle mit "Botox". Glatt genug für diese Werbung ist sie demnach auch. Und wenn man sie dann noch photoshoppt, das wird aus dem Geburtsjahr 1964 ganz schnell ein 1974.
Bei einer Blitzumfrage, die ich selbst gefälscht habe, kam heraus, dass 97,66 % allen gefragten Herren drei herumhampelnde 20-jährige Models allemal lieber sind, als etwas beliebig Anderes. Selbst Steaks kamen im Gegensatz dazu nicht besonders gut weg.
Fazit: Erlaubnis erteilt.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Fragen an ru24: TV-Glotzer


http://bit.ly/wCBJ9o
Anne A. aus L. fragt: "Lieber Rundumschlag24, warum gibt es so viele Schwachsinnsformate im TV à la Dschungelcamp? Müssen wir davon ausgehen das es Millionen Schwachsinnige gibt, die uns umgeben? Und wie können wir diesen ausweichen? Hilft es zu rufen: 'Hiiiiilfeee, ich will diesen Schwachsinn nicht, holt mich hier raus?'"

ru24 antwortet: Liebe Anne,
Im November 2003 habe ich mal aus Jux "Richterin Barbara Salesch" gesehen. Es war so unvorstellbar schlecht, dass ich vor Fassungslosigkeit wie erstarrt dem grenzdebilen Treiben ausgeliefert war, bis ein brüllender Werbeblock mich aus der Katatonie gerissen hat. Auch wurde ich einst unschuldiges Opfer (als Besuch bei Leuten) einer Folge "Big Brother" (Staffel 4, 2003) und tatsächlich habe ich sogar aus dem gleichen Grund mal eine Sendung "DSDS" gesehen (2010). Ich leide noch immer an Spätfolgen wie nächtliches Hirnrasen und Anfälle von Wortfindungsstörungen kurz nach dem Aufwachen.
Das ist alles nicht so schön.

Gäbe es keine Scheiße, gäbe es auch keine Fliegen.
Die rein werbe-finanzierten Privaten würden ohne ihr Publikum ebenso wenig existieren. Was natürlich bedeutet: Ja, wir sind von Millionen von Schwachsinnigen umgeben. Aber das wären wir auch, wenn es diese Sender nie gegeben hätte. Nur so hocken unsere geistig inaktiven Mitbürger brav zu Hause, furzen in die durchgesessene Couch,
1) trinken zu viel Licher-Bier, die Perle der Natur,
2) knabbern Chio X-treme Chili-Chips und
3) funny-frisch Erdnuss Flippies Wasabi
und bekommen durch die Dauerberieselung von 22 Werbeblöcken pro Tag einen ziemlich guten Eindruck davon, was sie sonst noch alles zu konsumieren haben. Wenn man jetzt wie am Ende von "Die Klapperschlange II" den Stecker zöge, dann wälzten sich die plötzlich ihres bisherigen Lebensinhalts beraubten Massen randalierend durch unsere Straßen.
Das wäre noch viel unschöner.

Also: Getreu dem Microsoft-Motto "Help yourself" kannst du aber (wie ich Anno 2001) bei dir zu Hause den Stecker ziehen.
Lies ein gutes Buch (da liegen noch ein paar Ungelesene herum!), stricke eine Mütze. Koche Ente à l'orange. Lade Leute ein. Spielt Spiele! Führe Tagebuch. Schreibe eine Geschichte oder einen Roman. Blogge. Fotografiere rostige Objekte. Triff dich mit Leuten. Bastle einen 2 m hohes Modell des Eiffelturms aus Olivenkernen. Schau eine Yoga-DVD und staune. Gehe in ein Programmkino. Lerne chinesische Mondlaute spielen. Lerne Klingonisch.
Mache, wozu immer du Lust hast!

Linktipp: hier.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Montag, 23. Januar 2012

Fragen an ru24: Küssen

http://bit.ly/zsW5wd
Chrissi S. aus W. fragt: "Lieber Rundumschlag24, auf was muss man beim Küssen eigentlich achten?"

ru24 antwortet: Liebe Chrissi,
die Rahmenbedingungen fürs Küssen sind nur relativ wichtig. Es sollte schon zwischen Leuten stattfinden, das Geschlecht ist nebensächlich. Übermäßige Intoxikationen (Alkohol, Drogen, K.O.-Tropfen) sind der Performance nicht förderlich. Knoblauchatem, eine eitrige Mandelentzündung, Essensreste, Kaugummi kauen oder rauchen "währenddessen" sind ggf. Hemm- aber keine Hindernisse. Idealerweise machen sich die Küsser so heißhungrig übereinander her wie über einen leckeren Nachtisch, den man knabbern und schlecken kann, wie z.B. einen Krokantbecher bei 30 Grad im Schatten. Dafür hat Küssen im Gegensatz zum Vorgenannten sogar negative Kalorien: Es verbrennt pro Minute 20 kcal.

Hinderlich können indes Kusspartner sein, die zu den folgenden Gattungen gehören:
Kampffisch: saugt sich sofort fest, seine Zunge ist Speer und Schild in einem. Anstrengend.
Mixer: ist ein One-Trick-Pony, er/sie läßt die Zuge kreisen, mehr ist nicht im Programm. Langweilig.
Ameisenbär: hat eine lange Zuge, die er/sie dem/der Kusspartner(in) in den Mund stopft und damit versucht, seinen/ihren Würge-Reflex auszulösen. Bäh.
Totes Ding: Macht beim Küssen irgendwie nicht mit, der Mund ist nur halb geöffnet. Kuss-Entsprechung zum weichen, laschen Händedruck. Irx!

Ansonsten, liebe Chrissi, hab viel Spaß dabei, das ist das einzige, das zählt!
Noch ein paar facts zum Küssen: hier.


P.S.: Wer auch Fragen an ru24 hat, kann sie gerne in den Kommentaren stellen, ich werde sehen was ich machen kann, sie zu beantworten.


Sonntag, 22. Januar 2012

Queen Mom 12 - Mal eben zum Reformhaus

http://bit.ly/yxPvXv
Queen Mom hatte zwei leere Flaschen Sauerkrautsaft ausm Reformhaus.
"Wir müssen mal eben zum Reformhaus!", sachte de Mutter dann an unserem Einkaufstag.
Et is ja alles immer "mal eben".
Wir fahren also inne Stadt. Parken. De Mutter bleibt im Auto. Ich geh hin. Nur doof, dat dat Reformhaus umgezogen war, jetz is et weg.
Ich geh zurück.
"Dat Reformhaus is weg!", sach ich.
Queen Mom war not amused.
De Woche drauf kam die Mutter wieder mit de Flaschen an.
"Ich weiß, wo et jetz is, ich hab de Waltraud gefragt, komm, wir fahren gleich mal eben hin."
Sicher, sicher.
Dann war et aber schon nach halb Sieben.
Queen Mom zieht nen Flunsch.
Neue Woche, neues Glück.
Ich fahr hin, such einen Parkplatz, nehm die Flaschen ausm Kofferraum, geh zum Reformhaus.
Da hat der Laden die Stirn, einfach nicht auf zu haben. "Aus Gründen" un so.
Aber, bevor ich mir dat die vierte Woche antu...
Ich schmeiß de Flaschen in en Glascontainer, nehm 30 Cent ausm Portemonnaie und geh wieder zum Auto.
"Hier!", sach ich un geb der Mutter dat Geld.
Se strahlt.
Da hab ich mir einiges erspart.


Weitere aufrüttelnde Pfandflaschen-Erlebnisse: Blogbeitrag.

Samstag, 21. Januar 2012

Zucken, tief unterm Pathos

http://bit.ly/xYmsBk
"Adele ist soo toll!", sagt Himpelchen.
Und Pimpelchen meint: "Boah, die hat so dolle viel Stil!"
"Und die supa Texte!", sagt Butzelmann.
Leute, Leute, Leute!
Tsts!

Jetzt mal in echt.
Schaut man auf Google, dann scheint es heutzutage schon zu reichen, Anflüge von Stil zu simulieren, indem man daumendick Wimperntusche aufträgt, sich in lokale Wirkwaren wickelt und mit einer Mischung aus Vorwurf und Freudlosigkeit in die Kamera schaut (hier).
Brrr!
In der Ohrenpeitsche "Someone like you" jammert Adele sechs (6!) Mal "Sometimes it lasts in love, But sometimes it hurts instead" - was man anscheinend gar nicht oft genug wiederholen kann. Unterm Strich, Klartext: Mal gewinnt man, mal verliert man. Es werden wohl danke Adele ganze Philosophiebücher neu geschrieben werden müssen!!!
Muahahaha!
Da hilft es auch nicht, wenn man alles unter einer kilometerdicken Schicht aufgesetzem Pathos erstickt, wie seinerzeit Pompeji unter Asche begraben wurde. Auch wüstes Klaviergeklimper und ein bissi Jodeln reißen es nicht raus.
Und das Ohrenkrebs auslösende "Rolling in the deep"? Will wohl meinen: Da zuckt noch was, ganz tief unterm Pathos.
Shit happens.

"Da da da - Ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht" - das war Dada, aber wenigstens nicht verlogen. Leute, wenn ihr heulen wollt, schneidet Zwiebeln und/oder hört euch eure alten Dido-Platten an, die sind auch scheiße.


Freitag, 20. Januar 2012

Müll trennen und Trivial Pursuit

http://bit.ly/xzjj1c
»Deutschland ist, wenn neben den Containern für Weiß- Grün- und Braunglas drei einsame blaue Flaschen stehen.« @Afelia, Twitter

»Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.« @Plato, Antike


Ich habe mal von einer WG gehört, in der der Voll-Ök des Hauses jeden gebrauchten Teebeutel mit einem Büroklammer-Entklammerer in seine Einzelteile zerlegte und diese dann fachgerecht entsorgte: Klämmerchen: Altmetall. Papierchen: Altpapier. Faden: Altkleidersammlung. Beutel und aufgequollener Tee: Biotonne.
Wow.
Fantastisch!
Irgendwie irre und trotzdem (deswegen?) spricht es den inneren Monk in mir an. Auch, wenn ich mir nicht diese Mühe machen würde. In meinem Wohnumfeld sind Teebeutel Restmüll - sorry Folks: der Vermieter hat entgegen seiner Ankündigung noch keine Biotonne besorgt.

Damals, in meiner ersten, eigenen Wohnung trennte ich den Müll nach Herzenslust!
Hach!
Mein innerer Monk tobte sich ein wenig aus zu dem Thema. Es entstand als kompaktes Gebinde ein Gelber Sack, dicht gefüllt mit 5 Tragschlaufenbeuteln jeweils wiederum prallvoll mit sehr scharf getrenntem Grünen-Punkt-Müll. Hach! Als dann die Nachbarschaft ihre Säcke an die Straße stellte, brachte ich es einfach nicht übers Herz! Das wäre ja wie das Aussetzen eines Haustiers gewesen!
Erst einen Monat später wilderte ich ihn aus, denn man muss lernen, loslassen zu können...

Ich kann mich noch erinnern, als es nur die "Tonne für alles" gab, so Anfang der 80er. Mein Vater ist damals einmal die Woche in den Keller gegangen und hat Glasflaschen mit dem Hammer zertrümmert, damit mehr Platz war für Papier und Blechdosen etc. Ich durfte nie dabei sein, weil meine Mutter fürchtete, herumfliegende Glas-Schrapnelle könnten mich verletzen.
Diese Zeiten kommen mir heute so finster vor wie die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.

In diese finsteren Zeiten fühlte ich mich zurückversetzt, als...
Mitte der 90er hatte ich mal ein Date mit F., besuchte die Dame in ihrer Wohnung in Wuppertal. Wir kochten zusammen. In der Küche hatte sie einen hüfthohen, riesigen und natürlich überquellenden Mülleimer stehen. Sie zerrte den 70 l-Beutel heraus und drückte ihn mir "zum Runterbringen" in die Hand, während sie den Salat weiter abschmeckte.
Sehr, sehr klare Rollenverteilung (auch nicht immer schlecht: Man weiß, was man zu tun hat!).
Ich wuchtete das Ungetüm das Treppenhaus hinunter und traute meinen Augen kaum, was da alles hinter der semitransparenten Lage blauen Plastiks herumkollerte: Flaschen, Zeitung, Pappe, Kaffefilter, Joghurtbecher, Weichspülerflasche, Unrat. Ein Radio, ein Katzenkadaver oder Uranbrennstäbe waren nicht dabei, hätten aber ins Bild gepasst.
"Warum trennst du deinen Müll nicht?", fragte ich entsetzt, als ich wieder oben war.
"Die kippen dat eh alles zusammen", antwortete sie.
Soso.
Später spielten wir Wissens-Spektrum, einen Trivial-Pursuit-Clone. Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich dachte, der Mond sei für den Wechsel von Tag und Nacht zuständig.
Das ging ja alles gar nicht!
Tsts!

Also, Leutz, Protipp: Bevor ihr euch bindet, prüft das mit dem Müll und spielt auf jeden Fall Wissens-Spektrum oder Trivial Pursuit, bevor aus der Angedachten die Angebetete wird!



Samstag, 14. Januar 2012

ru24 History 31: Job out of hell (1997-2000)

http://bit.ly/wzJmH0
Ende 1996 hatte ich begriffen, dass mein Studium (Wuppertal, "etliche Semester Soziologie") eine Sackgasse war, aus der ich raus mußte, idealerweise noch vor meinem 30. Geburtstag. Ich hatte mich auf allgemein klingende Jobanzeigen aus der Zeitung (ein damaliges, sog. "Printmedium") beworben und zuletzt landete ich Februar 1997 bei einem EDV-Buch-Versand in der Nähe meiner Heimatstadt.
Ingo, der mich einarbeitete, klärte mich schon am ersten Tag hinter vorgehaltener Hand auf: "Der Chef ist der Antichrist! Wirklich! In einem halben Jahr bin ich hier weg!"
Die Bezahlung war mies, es gab kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld und auch kein VL, Urlaub auf Zuruf und ein Betriebsklima wie in einem Gefangenenlager. Der Barclay-Zigaretten rauchende, wahnsinnige Imperator dieses Kleinunternehmens hatte einen Kettenhund mit dem euphemistischen Titel "kaufmännischer Leiter", gemeinsam knechteten sie die Belegschaft. Und wenn einmal gute Laune in der Bude war, rannte der Chef herum und schrie so lange Leute zusammen, bis der Idealzustand "Gefangenenlagerwieder hergestellt war. Die "kreative Frau", die für die Printwerbung etc. verantwortlich war und de facto oder gefühlt  auch zur Geschäftsleitung gehörte, hatte bereits so viele Menschen-Manipulations-Kurse in ihrem Leben besucht, dass man nie wusste, ob sie gerade freundlich zu einem war, oder einen gerade so richtig psychisch verarschte.
Kollegial gesehen schweißte das alles mal richtig zusammen. 


Das konnte nie und nimmer die wahre Realität sein! Ich begann Lotto zu spielen. Mit System. 10,00 DM die Woche. Ein Jahr lang. Am Ende hatte ich 520 DM weniger und immer noch einen Scheißjob.

Es war das Goldene Zeitalter der Computerisierung der Privathaushalte. Es war Prä-Krise. Die meisten Leute hatten noch Kohle und wollten sie ausgeben.
Wir berieten Kunden telefonisch und verkauften EDV-Bücher wie "Windows 98 für Dummies" und "AutoCAD 14 Bibel", Cheat-Bücher für FIFA-Soccer und Clipartsammlungen.
Und weil die Panik-Maschinerie der Medien funktionierte, verkauften wir telefonisch Norton Antivirus zu 99,00 DM und Updates auf höhere Versionen zu 49,00 DM, die jährlich erschienen. Aktuelle Virendefinitionen gab es als Jahresabo monatlich oder vierteljährlich auf CD-ROM.
Norton Internet Security 1.0 kam in 2000 auf und ging weg wie warme Semmeln. Ein Rentner rief mich an, er müsse unbedingt dieses Internet-Security-Paket haben, un-be-dingt!!! Ich stellte ein paar Fragen. Er hatte nicht einmal einen Internetzugang. Ich erklärte, dass er das nicht brauche. Er bestand darauf, zu groß war die Angst vor den Gefahren aus dem www.
Wir verkauften Norton Utilities. Vorne drauf prangte Peter Norton der immer starrsten Blicks und immer nur von vorne abgebildet wurde, damit man seine Riesenplautze nicht sehen konnte. Die Kunden verlangten statt nach "Utilities" oft nach "Ulties" oder "Ullies" (die Minimalisten), alternativ nach Utilitities (sprich: Ju-tei-lei-tei-teis - die Maximalisten). Mir wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen.
Wir verkauften auch den Lotus Organizer 5.0 und die Lotus Smart Suite 9.5 an die Endkunden, ein arg bizarres Office-Paket.
Wir, die unter hohem Druck zusammengeschweißten Mitarbeiter bekamen all das Zeug for free, aber außer Norton Ghost benutzten wir nichts von alledem. Jeder, der schon einmal versucht hatte, eines dieser ressourcenfressenden Norton Produkte, die sich wie ein Krebs im System festgesetzt hatten, wieder von seinem Windows 95 oder 98-Rechner herunterzubekommen, wusste, dass es dazu nur eine Lösung gab: PC erschießen.

Wenn sich einer zu viel aus dem Telefon auswählte, um aufs Klo zu gehen, ging einen Sirene (redalert.wav), dann musste man eben ein anderes Mal austreten, Foxconn läßt grüßen.

Der Chef verstand sich nicht nur aufs Knechten. Alles, was Kohle brachte, wurde auch gemacht. Schwarzgeld, Steuer frisieren, Leute auf bis zu 4 Lohnsteuerkarten laufen lassen, Kundenadressen von seinen Schergen pflegen lassen und dann paketweise an Adresshändler verticken, oder schlicht im Keller einen Tröllö stundenlang damit zu beschäftigen, die Update-Aufkleber von den Packungen zu fönen und so den Gewinn pro Packung Software um 100% zu steigern - aus Update mach Vollversion.
Mussten Überstunden mal ausgezahlt werden, niemals in Form von Geld, sondern die Mitarbeiter konnten sich bei einem bestimmten Großhändler dafür Soft- oder Hardware bestellen. Der Chef gewann immer.
Und das waren nur die Sachen, die wir mitbekommen haben.
Ebenezer Scrooge hätte seinen Hut gezogen und ihm ein sparsames Lächeln gegönnt.

Nach 3 1/2 Jahren zog ich auf der Buch-Galeere* die Reißleine und war dann mal weg.
Ingo, der mich 1997 eingearbeitet hatte und nur noch ein halbes Jahr bleiben wollte wg. "Antichrist", war zumindest in 2010 noch immer da.

*) danke an Raimund!


Mittwoch, 11. Januar 2012

@work 5 - Cörtel

http://bit.ly/w34qsa 
So geschehen in 2005:

Ich fernwarte einen Kunden-PC. In meinem Bildschirm sehe ich den Bildschirm des Kunden und bewege die Maus, alles normal.
Kunde: "Boah. Wow. Sie bewegen ja die Maus!!!"
Ich: "Jep. Schon beruflich."
Kunde ruft seine Kollegen zusammen.
Kunde zu Kollegen: "Boah kuckt mal, der bewegt die Maus!!!"
Ich: *stirnrunzel*
Kundengruppe: *raun*
Mit STRG+C kopiere ich eine Nummer und füge sie wo ein.
Kunde: "Boah, Mann! Wie haben Sie das denn gemacht?"
Aufgeregtes Gemurmel im Hintergrund.
Ich: "STRG+C, STRG+V"
Kundengruppe: *raun*
Kunde: "Hä?"
Ich: "Ich markiere etwas, bis das, was ich kopieren will blau ist, dann drücke ich die Steuerungs-Taste und die C-Taste, um es zu kopieren. Dann gehe ich dahin, wo ich es einfügen will und drücke die Steuerungs-Taste und die V-Taste - voilá!"
Kunde: "Wo isn die?"
Ich: "Was?"
Kunde: "Na, diese Steuerungs-Taste."
Ich: "Ganz unten ganz links auf der Tastatur, da steht 'Strg' drauf, oder 'Ctrl'."
Kunde: "Oh! Ich dachte, das heißt 'String'!"
Ich: "Haha! Das ist eher was zum An- oder Ausziehen."
Kunde: "Toll, was Sie als Spezialist so alles drauf haben!"
Ich: "Naja..."

Hard fact: 70 % aller Kunden denken, dass 'Strg' die Abkürzung für 'String' ist, 30 % denken, dass es 'Strong' bedeutet. Amerikanisches Tastatur-Layout, da heißt 'Strg' = 'Ctrl' (Control): Ein Kunde meinte, dass es wohl 'Cörtel' bedeutet.
Wunderbar! :)

Persönliche Notiz: In 23 Jahren drücke ich die ESCalator-Taste und bin dann über die Rolltreppe raus.