Mittwoch, 11. April 2012

Frau Buckelbach

http://bit.ly/Is4Nn0
Mit den Mietern, die über einem hausen, kann man Glück haben.
In meiner alten Wohnung hatte ich mal Leute über mir wohnen, die waren nie da - großartig! Danach zog ein minderbemittelter Schwachmat ein, der gerne mal nachts besoffen durch die Straße zog und dabei "Olé, olé-olé-olé - BVB!!!" brüllte. Ich habe mein gesamtes Voodoo-Repertoire aufwenden müssen, dass er mit seiner leprösen Freundin irgendwo anders hin zusammengezogen ist, wohin war ja egal. Mittlerweile haben sie ihre prachtvoll-rustikalen Gene zusammengeworfen - meinen Glückwunsch!
(Wird sicher ein Genie.)

Als wir in die neue Wohnung im dritten Stock nach Wuppertal-Elberfeld zogen, wohnte Frau Buckelbach bereits im Vierten. Frau B. war in etwa in unserem Alter, hatte diverse Rennkatzen und einen 6-jährigen Sohn. Alles gut! Im Treppenhaus grüßten wir, Frau B. grüßte, das übliche, belanglose Zeugs.
Am liebsten hätte ich sie beglückwünscht, dass jetzt zwei wunderbare Hochleistungsnachbarn unter ihr wohnten! Hach!
Die Tage flogen dahin.
4-6-8: Frau B.s vier Rennkatzen galloppierten umher, von ihrem sechsjährigen Sohn war kein Laut zu vernehmen, wahrscheinlich spielte er im Schneidersitz und mit Kopfhörern Konsole, dafür saugte sie achtmal täglich akribisch die gesamte Wohnung.

Erstmalig schellte sie an der Tür, um sich zu beschweren, als wir Spielbergs "Super 8" sahen. OK, da explodiert schon eine ganze Menge.
Wir stellten sofort leiser, nahmen Bässe raus.
Einige Tage später die nächste Beschwerde.
Wir stellten leiser, nahmen die Bässe ganz raus. An den stilleren Passagen musste ich meiner Freundin nun die Dialoge soufflieren.
Kurz drauf die nächste Beschwerde.
Wir gewöhnten uns an, sobald ein Film lauter wurde, aufzuspringen und sofort leiser zu drehen, dann an den leisen Stellen wieder etwas lauter zu stellen, weil man ja plötzlich nichts mehr verstand.
Als wir mal im Kino saßen, zuckten wir beide an einer lauten Stelle zusammen - wir hatten das Gleiche gedacht: "Leiser stellen!"
Einmal Samstags Nachmittags haben wird ein wenig Schnittchen-Jazz gehört., schon flogen oben Gegenstände durch die Wohnung und kurz darauf stand sie wieder auf der Matte, bleich vor Zorn.
Meine gute Erziehung hätte mich an dieser Stelle ruhig mal kurz im Stich lassen können, aber nein...
Machte aber nix: Wann immer wir ihr nun im Treppenhaus begegneten, war ihr Gesicht eine Wasserspeier-Fratze, mit der man hätte Türen abbeizen können.
Gestörte Person.
Brrr!

Nun ist sie ausgezogen.
Hurra!
Hoffentlich wohnt sie jetzt mit ihren ganzen Katzen und dem ausgestopften Kind in einem schalldichten Tonstudio im 6. Untergeschoss eines stillgelegten Wehrmachtsbunkers.
Man muss auch gönnen können.