Dienstag, 4. Dezember 2012

Bürogeplänkel 43 - Schulterverletzung

http://goo.gl/gGFgY 
Eine Freundin erzählte mir, sie habe im Netz bei Elitepartner einen Herrn kennengelernt, der mit einem überaus passablen Foto von sich gelockt hatte - ein Beau sozusagen. Sie sei (Zitat) "scheiß vier Stunden lang zu dem Vogel hingefahren", um dann beim Öffnen seiner Wohnungstür festzustellen, dass das Foto wohl aus den Neunzigern gewesen sein musste. Die eklatante Gewichtszunahme erklärte der glücklose Don Juan glattzüngig mit einer "Schulterverletzung", die es ihm "in letzter Zeit unmöglich gemacht" habe, Sport zu treiben, sicher, sicher.

Im Büro werden wir per E-Mail mit anhängendem Bewerbungsbild über die Neueinstellungen der Personalabteilung informiert. Mehr oder weniger interessiert schaut sich die Belegschaft an, was der Firma da an Mitarbeitern demnächst ins Haus flattert:
Kandidat 1 heißt in etwa "Frodomir Przybilla" und sieht aus wie Nosferatu (Link),
Kandidat 2 heißt in etwa "Rufus Rantanplan" und sieht aus wie Moby (Link),
Kandidat 3 heißt in etwa "Mike Steel" und sieht aus wie der US-Schauspieler Mark Valley (Bild) nach zusätzlichen Stunden in der Maske und weiteren Durchgängen bei einem Photoshop-Profi. Der tiefe Blick dieser azurblauen Augen, dieser Glitzerstern auf den schneeweißen Zähnen, dieser verwegen von hochbezahlten Hairstylisten verstrubbelte Haaransatz!
Der Kerl ist ein Undercover-FBI-Agent, mindestens!
Die Damen waren ganz aus dem Häuschen, aufgeregtes Getuschel trug die frohe Kunde von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz! Was für ein Beau! Und die Erhabenheit dieser Züge! Das maskuline Kinn! Da! Jetzt hat er mir zugezwinkert! Hahaha! Hihihi!
Nur Kollege Kevin giftete neidisch: "Der ist doch voll gephotoshoppt!"
Die sechs Wochen bis zur Einstellung am 03.12.2012 vergingen schleppend - wenn man auf etwas wartet... . Die Damen hatten demnach also genügend Zeit zur Vorbereitung wg. Frisör- und Maniküre-Terminen. Selbst drei Pfund abnehmen war ja noch drin bei diesem großzügigen Zeitmanagement!

Der große Tag.
Alle saßen parat. Die Haare waren je nach Typ geglättet oder gelockt, Brust raus, Bauch rein. Das Schellen an der Tür kündigte den verheißungsvollen Schönling an!
Die Luft knisterte von statischer Aufladung!
Die Bürotür öffnete sich!
Da!
Oh weh! Der Kerl sah ja "voll normal" aus. "Mike Steel" hieß wohl doch Harald Habermann, war ganz augenscheinlich kein Undercover-FBI-Agent, sondern leider nur ein EDV-Fuzzi. Die Damen entspannten sich enttäuscht.
Vermutlich hatte Habermann aufgrund einer "Schulterverletzung" den Styling-Termin und das anschließende exzessive Photoshoppen sausen lassen, was die eklatante Diskrepanz zum Bewerbungsfoto fast erklären würde.