Montag, 3. Juni 2013

Der Computer als Zen-Garten

http://goo.gl/FeOkE
Der Zen-Garten:
Der 72-jährige Abt des Klosters schiebt die Papiertür zur Seite, tritt heraus in den klaren Morgen. Die Luft riecht angenehm würzig, Vögel singen. Er geht die Einfassung des ausschließlich der Meditation dienenden Steingartens ab. Es ist ein Trockengarten aus Steinen und Sand. Es handelt sich um einen sehr reduzierten Zen-Garten-Stil namens Kare-san-sui (vgl. Wikipedia). Der Abt sammelt kleine Stöckchen, Blätter und Bärlauch-Samen ein, lauscht dabei auf den Gesang eines Brillenvogel-Männchens. Nach etwa einer Viertelstunde beginnt er, den Sand zu harken. Der Sand wird in Wellenform geharkt, um die Steine umfließendes Wasser zu symbolisieren.
Sein Geist ist angenehm leer.

Der PC:
Der 72-jährige Opa Paschulke öffnet die Schiebetür und schlurft in sein Arbeitszimmer. Es riecht angenehm muffig. Er schiebt sich zwischen Wand und Schreibtischkante entlang, läßt sich auf den Bürostuhl plumpsen, startet den PC. Es ist ein älterer Rechner mit nur sehr wenigen Anwendungen. Opa Paschulke beginnt, auf dem Desktop einige Icons hin- und herzuschieben, lauscht dabei auf das mysteriöse Ticken der Heizung. Nach einer Weile startet er wie jeden Tag die Defragmentierung der Festplatte. Er beobachtet diesen Vorgang mit großem Wohlwollen, erzeugt er doch einen höheren Grad an Ordnung.
Sein Geist ist angenehm leer.