Dienstag, 29. Juli 2014

Jungsesell(inn)enabschiede

photo credit: Johann Ebend via photopin cc

Es ist Sommer. In Mittel- und Großstädten sind sie jetzt wieder unterwegs: Große homogen gekleidete Gruppen von twenty- oder thirty-somethings mit einem einzelnen, schrill gewandeten Paria in ihrer Mitte.
Es ist wieder Jungsesell(inn)enabschieds-Zeit.


Jungsesellenabschied/Herrengruppe: Während alle Herren gekleidet sind wie die Blues Brothers (alternativ bedrucktes T-Shirt aus dem T-Shirt-Druck-Shop), trägt der Paria bei 30°C im Schatten ein Löwenkostüm. Alternativ schmückt sein verschwitztes Haupt eine Eutermütze und als Oberbekleidung trägt er einen beklebten Karton, untenrum eine grobe Fishnet-Strumpfhose an Strapsen. Gerne genommen wird auch eine schweißtreibende Afro-Perücke (optional unter der Eutermütze). Das Allerwichtigste dabei ist, dass der Paria in aller Öffentlichkeit zum Vollhorst gemacht wird.

Jungsesellinnenabschied/Damengruppe: Alle Damen tragen taillierte, mädchenrosafarbene bedruckte T-Shirts aus dem T-Shirt-Druck-Shop. Alternativ sehen sie aus wie eine Raubtiergruppe (siehe oben). Die Eine in ihrer Mitte ist komplett in Magenta gekleidet und trägt ein Diadem/ein Krönchen/einen Kopfputz mit zwei pinkfarbenen Sternen an Metallfedern. Die weibliche Paria wird von ihrer Entourage im Gegensatz zu ihrem männlichen Pendant nur zum Horst gemacht.

Das "Spiel" geht so: Der Vollhorst mit seinem Gefolge und die Horstin mit ihrer Entourage rennen in der Anonymität einer Mittel- oder Großstadt getrennt voneinander durch Einkaufsstraßen & Biergärten. Dort müssen sie (ggf. mit einem Bauchladen) an genervte Passanten Kondome verhökern (Hoho!), was vor 40 Jahren mal eine große Sache gewesen sein muß. Das Allerwichtigste scheint dabei aber zu sein, dass alle stundenlang in der Gegend herumstehen, zwischendurch erratisch herumirren aber niemand dabei jemals den Eindruck macht, dass dieses schmerzhaft unoriginelle Prozedere auch nur im Entferntesten irgendjemandem Spaß macht. Auch nicht den Passanten.
Autsch!

Man fragt sich so einiges:
F: Was the fuck haben Vollhorst und Horstin verbrochen? A: Sie werden einander heiraten.
F: Wer the fuck ist denn auf die schmerzhaft unoriginelle Idee gekommen, dem zukünftigen Ehepaar solches anzutun? A: Ihre sogenannten "Freunde".
F: Ist "rituelle Erniedrigung des Brautpaares" das Einzige, was den sogenannten "Freunden" zum Thema "Heiraten" eingefallen ist? A: Leider nein! Auf der Hochzeit selbst gibts noch ein paar weitere unterirdische Knaller aus der Mottenkiste, siehe www.hochzeitsspiele.org.
F: Warum bleiben die Spacken nicht in ihren eigenen elenden Käffern und Weilern, um sich dort lächerlich zu machen? A: Gegebenenfalls sind sie dort schon Lachnummern.
F: Ist das nicht alles ein bisschen traurig? A: Im Prinzip ja.