Donnerstag, 15. Oktober 2015

Bürogeplänkel 59 - Das Lob der Vorgesetzten

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Ein Freund von mir klagte mir sein Leid: Er arbeite nun schon seit über 15 Jahren im gleiche Unternehmen, mühe sich täglich redlich ab, seinen Job zu erledigen, sei aber für seine -- wie er findet -- permanent gute, manchmal überragende Leistung nur ein einziges Mal gelobt worden.
Nun, das Lob war leider nur auf Rückfrage ausgesprochen worden.
Und es war auch noch mit Einschränkungen versehen gewesen.
Auch war es nicht der Vorgesetzte gewesen, der das Lob ausgesprochen hatte, sondern nur dessen Sidekick.
Klar gab es in dieser langen Zeit schon E-Mails an die Belegschaft mit dem Betreff "Hey, das war ja ziemlich OK!", aber manchmal muss Lob einfach eine persönliche Note haben, damit man nicht innerlich kündigt.
Deshalb kramt dieser, mein Freund in seiner Verzweiflung, wenn die Nacht am dunkelsten ist, manchmal dieses winzige, so unbedacht wie halbherzig ausgesprochene, zudem auch noch mit Einschränkungen versehene Lob hervor, hält es wie einen Schatz zwischen seinen Handflächen und wärmt sich an dessen schwächlichen, vage bernsteinfarbenen Glanz.
Er hat ja nichts Anderes.

In dem Unternehmen, in dem ich arbeite, ist es völlig anders!
Wenn ich mit einer Sprengstoffweste ins Büro meines Vorgesetzten gestratzt käme und mit irre rollenden Augen verlangte, dass ich für meine Arbeit auch mal gelobt werde, dann würde ich nach kaum drei bis vier Stunden zähen Verhandlungen mit dem Verhandlungsführer eines Anti-Terror-Teams mein Lob schon noch bekommen! Muahahaha!
Also vom Verhandlungsführer der Antiterroreinheit.
Mein Vorgesetzter müsste erstmal googlen, was dieses "Lob"-Ding überhaupt sein soll.


DIE ZEIT-Artikel zu dem Thema: (Link)
Mehr zum Thema: (Blogbeitrag)