Samstag, 14. Mai 2016

ru24 History: Mein schönster ESC

photo credit: Imagination via photopin (license)
Mit im Fernsehen gezeigtem Sport kann man mich quälen. Es gibt kaum etwas Lähmenderes als eine Sportübertragung: Fußball, Formel 1, Wintersport. Einzig Golf und Curling finde ich sehr entspannend, aber das möchte wie immer niemand mit mir schauen.

Auch extrem quälend ist der jährlich stattfindende European [JUH-rOH--PI-ÖNN] Song Contest (ESC), der früher mal Grand Prix d'Eurovision de la chanson hieß -- die alte Nuschelmuschel läßt grüßen. Wird man im Freundeskreis zu solch einer Veranstaltung eingeladen, man möchte (und sollte) reflexartig den Abend anderweitig verplanen. Fremdschämen war mir noch nie ein Vergnügen, vielmehr leide ich ununterbrochen mit, wenn bizarre Pailetten-Olgas die singende Säge geben, derweil eine jedes Maß vermissen lassende Lightshow versucht, optisch über das Schlimmste hinwegzutäuschen.
Irgendwann nach gefühlten 67 Beiträgen (in den 80ern waren das mal 15, oder?) ist fast alles überstanden, das Gejaule ist erst einmal verstummt, der Rauch hat sich verzogen, das Blitzen und Blinken konnte auf ein Minimum heruntergedreht werden. Aber dann kommen die Jury-Ergebnisse auf die gepeinigten Ohren: Benelux mauschelt untereinander, die ehemaligen Ostblockstaaten mauscheln untereinander, Türkei gibt Griechenland Null Punkte, Griechenland gibt der Türkei Null Punkte, während uns Griechenland und der halbe Ostblock dizzt usw. (interaktive Grafik). Das das mit Musik nichts zu tun hat, das hatte ich schon mitbekommen, ich bin ja nicht taub. Aber dann noch so ein prä-pubertäres Herumgepunkte im Putin- und Erdogan-Style, das ist ein nicht zu unterschätzendes Zusatz-Ärgernis!
Deutschland bekommt entweder ungerechterweise kaum Punkte, ungerechtfertigterweise gar keine Punkte oder gewinnt total überraschend, dazwischen gibt es nichts. Zum Schluß wird die übermenschliche Geduld des Zuschauers damit bestraft, dass man den sog. Siegersong (u.U. Finnland mit "Lötköpötkö") noch einmal hören muss -- brrr!

Meinen schönsten Grand Prix habe ich um die Jahrtausendwende bei einem damaligen schwulen Freund verbracht. Der hatte um die 20 Leute geladen und denen Wochen zuvor Länderfähnchen zugelost. Zu diesem Land musste man dann etwas fürs Büffet beisteuern. Das sich dort aufbäumende internationale Büffet war echt die Wucht in Tüten und tröstete über vieles hinweg -- mein Tipp für den ESC 2017.