Dienstag, 16. Februar 2016

Neulich, in der Nähe des Katzenklos

Archivbild
Am Samstagabend stand ich zähneputzenderweise vor dem Waschbecken im Bad und bereitete das Zubettgehen vor. Unser Kater Oskar (fünf Monate alt), der ja die ganze kommende Nacht Zeit gehabt hätte, mal kräftig und mit allem Nachdruck aufs Katzenklo zu gehen, beschloss stattdessen auf den letzten Drücker, dass das in geselliger Runde viel mehr Spaß macht und setzte sein Vorhaben spontan um.
Ich spülte mir gerade den Mund aus, als mich der Pesthauch wie ein Mike-Tyson-Faustschlag traf. Der Angriff auf meinen Geruchsinn war dermaßen allumfassend und überbrachial, dass sich in einer Art neuralem Kaskadenversagen auch mein Blickfeld stark verengte und ich gleichzeitig meines Gehörs verlustig wurde. Meiner Sinne beraubt, taumelte ich grunzend nach hinten, klammerte mich ans Waschbecken, hielt die Luft an wie ein Ertrinkender.
Dies war wahrhaftig eine Szene, die einen Vergleich mit Patrick Süskinds "Das Parfum" nicht scheuen musste! Mein erster unbewusster Impuls war, das liebe, süße Kätzchen zu retten, aber das Vieh hatte sich natürlich schon bei allererster Gelegenheit verpisst.
Leider schaffte ich es nicht ohne zu atmen bis zur Tür, ich zog mir das Giftgas direkt in die Lungen.

Später lag ich noch lange wach und lauschte mit rasselnden Atemwegen und tränenden Augen auf das ferne Klirren sich von den Wänden ablösender Badezimmerfliesen.


Samstag, 13. Februar 2016

St. Florian in Wuppertal

photo credit: razorwire via photopin (license)
Wuppertal bekommt eine Forensik, sagt das Land NRW. Eine Forensik ist eine Mischform aus Gefängnis und Therapieeinrichtung für kriminelle Straftäter und hier mangelt es bundesweit an Plätzen. Entweder weden also die Kriminellen in Deutschland immer bekloppter oder die Bekloppten immer krimineller -- "man weiß et nich", hätte de Mutter gesagt.
Somit kommt eine solche Einrichtung also definitiv nach Wuppertal, nur wohin?
Anwohner, die in der Umgebung infragekommender Grundstücke leben, sind not amused, sie speien ganz nach Anwohnerart reflexartig Gift & Galle. Egal, was kommt, seien es Windkraftanlagen, ein Golfplatz, ein Jungendknast, ein IKEA Homepark oder die für Wuppertal geplante Seilbahn -- der Anwohner kriegt es einfach nicht verpackt!
Und jetzt auch noch eine Forensik!

Natürlich sagt keiner der Protestierenden die Wahrheit, nämlich dass sich alle um den Wertverfall ihrere Eigenheime sorgen, wenn als Nachbarn plötzlich schizoide Kannibalen & Kollegen einziehen. Stattdessen behauptet man, es ginge um Kinder und Umwelt. Am meisten leiden immer die Kinder! Es werden also verlogene Elterninitiativen gegründet, die Gören bekommen Pappschilder in die Patschehände gedrückt und es werden die Umweltverbände bemüht. Eigentlich wird alles und jeder instrumentalisiert, wenn es nur zielführend erscheint. Das Motto ist immer das beliebte St.-Florians-Prinzip: "Heiliger Sankt Florian / Verschon' mein Haus / Zünd' and're an!" So wollen die Anwohner Wuppertal-Lichtscheids die Forensik lieber auf der "Kleinen Höhe" bei Velbert angesiedelt sehen, die Anwohner der "Kleinen Höhe" und die Velberter haben natürlich total ganz dolle andere Pläne.

Wuppertal versucht seine aus dem Ruder laufenden Bürger mit einer schon grotesk anmutenden Überfülle an Informationen zu umarmen. "Die Welt" schreibt:
"Es ist nur der Auftakt", sagt Alexandra Szlagowski, Sprecherin der Stadt. Die bergische Kommune plant eine regelrechte Informationsoffensive über das Vorhaben, das eigentlich keiner in der Nachbarschaft haben möchte. "Wir werden auch Fahrten anbieten, damit Bürger sich einen Maßregelvollzug ansehen können", kündigt die Sprecherin an. Auf der Internetseite der Stadt stehen seit einigen Tagen Bebauungspläne und Telefonnummern der Ansprechpartner in der Verwaltung. (Quelle)
Hallo?
Informationsoffensive? Busfahrten? Besichtigungen? Vielleicht auch noch Geschenkkörbe für alle und eine Konfettiparade? Ja gehts denn noch?
Da können alle mal sowas von total froh sein, dass ich kein Politiker bin, denn ich würde das wie Anno 1960 (oder wie Putin) regeln: Planen, bauen, fertig. Wem der Shit nicht passt, der kann gerne woanders heulen, das Land ist groß. Wie wär's mit einem Umzug nach Dresden, dem Sammelbecken aller Enttäuschten? Auf einer PEGIDA-Demo würde ein weiteres wirres Plakat (à la "Ich möchte ohne Angst hier leben", Quelle) auch nicht weiter ins Gewicht fallen.
Allerdings: wiedergewählt würde ich wohl nicht.
Ach so.


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