Samstag, 3. Oktober 2009

Fumm-fumm-fumm, Windrad fumm herum

Der Anwohner an sich lässt sich nieder, grenzt sein Heim mit Mauer, Zaun und Videoüberwachung gegen Verbrechen, Pöbel und Nachbarn ab und möchte, dass dann alles immer so bleibt wie es ist. Schon Jahreszeiten stellen ja eine unerwünschte Veränderung dar. Wenn dann gar eine Windkraftanlage in 1 km Nähe errichtet werden soll, läuft der Anwohner Amok.
Wie jetzt?
Bei uns?
Veränderung droht. Radioaktivität kann man wenigstens nicht sehen oder hören, aber Windkraft? Da kann's schon mal leise 'fumm-fumm-fumm' machen, gar 1) bei bestimmtem tiefen Sonnenstand 2) zu einer bestimmten Jahreszeit und 3) bei klarem Wetter für 8 Minuten und 22 Sekunden flackernde Schatten geben. Hui! Und weil die Kinder aus dem Haus sind und man außer Unkraut jäten ja sonst nix zu tun hat, ist Advocard auf einmal Anwalts Liebling und es werden zusätzlich schwachsinnige Leserbriefe an die Zeitungen geschrieben - um den selben Pöbel aufzuhetzen, den man sich jahrzehntelang erfolgreich von der Pelle gehalten hat.
Windkraftanlagen sind ja auch schlimm! Wie die die Landschaft verschandeln, fast so krass wie die Strommasten! Was die für Geräusche machen, wenn man sich doll drauf konzentriert, extra den Fernseher ausgemacht hat und deswegen gerade nix zu tun hat! Oder man des Nachts nicht schlafen kann, weil man nachmittags ein zweistündiges Nickerchen gemacht hat und dann in die nächtliche Stille auf das leise 'fumm-fumm-fumm' horcht, am Hörgerät alle Knöpfe auf 10. So etwas kann schon zermürben. Könnte aber eventuell eine Kopfsache sein. So ganz eventuell.
Das reicht schon für eine Bürgerinitiative. Und schließlich gibt es auch immer mehr junge Eltern mit Kindern, die gegen Windkraft sind. Die gehen dann mit ihren Kids zur Demo, seht ihr, wir tun was für eure Zukunft! Die Kids werden es danken, da haben sie nämlich was zu reden, später mal im Atombunker.
Dass der Strompreis für die Kilowattstunde bei so was wie 2,00 EUR liegen würde (25x teurer als Windkraftstrom!), wenn man A) die Nebenkosten eines GAUs vom Tschernobyl-Kaliber z.B. für das greise AKW Krümmel in die Stromkosten mit einrechnen würde, das sagt den Demonstrierenden ja niemand. Dass wir derzeit statistisch gesehen alle 60 Jahre weltweit mit so einem GAU rechnen müssen. Und B): Dass die Kosten für die Überführung (Stichwort: "Castoren") und vor allem Endlagerung des ganzen strahlenden Chamottes der AKWs natürlich hinten herum ... *Trommelwirbel* ... Vater Staat und somit der Steuerzahler zahlt!
Aber so etwas will niemand wissen, denn so darf man auch nicht rechnen, das wäre ja pfui!
Außerdem soll ja alles so bleiben wie es ist – basta!
Nun sind wir alle wieder CDU, da braucht sich die Atomlobby ohnehin keine Sorgen mehr zu machen.
Da wird mir ganz warm ums Herz.

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