Montag, 24. Oktober 2011

Die Kleinen

http://bit.ly/oFsRgn
Seit ich mit meiner Partnerin zusammenwohne, hat sich gegenüber dem Leben in einem Einpersonenhaushalt durchaus einiges geändert - zum Beispiel die Zusammensetzung der täglich konsumierten Lebensmittel. Bislang wenig beachtetes, so genanntes "Obst" ist nun fester Bestandteil auf dem täglichen Speisenplan.
Ich fremdele noch ein wenig.
Auf dem Küchentisch fest installiert steht nun eine gewaltige, aus Berlin importierte Keramik-Obstschale, satt gefüllt mit Birnen, Bananen, Äpfeln und Diversen.
Und somit hielt auch die Drosophila melanogaster vulgo "Fruchtfliege" oder "Taufliege" Einzug in die neue Wohnung, der die alte Wohnung niemals einen Lebensraum geboten hatte. Wer würde sich aus dem Bio-Grundkurs nicht an diese possierlichen Tierchen erinnern? Ich höre es noch wie heute:
"Propft man nun den Kopf von Drosophila melanogaster auf den Fuß von Acetabularia Wettsteinii, so erhält man eine Schirmalge mit roten Augen - ein beliebter Halloween-Scherz unter Genetikern ... "
Naja, auf jeden Fall wohnen die Kleinen jetzt bei uns. Es sind ungefähr 15 bis 20, man kann sie schlecht zählen oder auseinander halten.
Sie heißen alle Sophie.
Ihr Tummelplatz, Phantasialand, Abenteuerspielplatz ist die Obstschale. Doch ach! Wir, die Großen, essen ja täglich Obst! Mittwochs, am Tag vor dem großen Einkauf, ist die Schale oft leer. Dann sitzen die Kleinen am Aluminiumschirm der Hängelampe über dem Küchentisch und starren mit rotgeweinten Augen in den 40 cm tiefen Abgrund einer leeren Obstschale, ein Bild des Jammers! Vielleicht kauen sie nervös ein wenig an ihren Fingernägelskes, ich kann es nicht genau sagen, ich habe meine Stereolupe noch nicht gefunden. Die Verzweifelten unter ihnen stürzen sich in den Restmüll und nagen an den verderblichen Resten diversen Unrats, ein schreckliches Schicksal!
Sie dauern mich.
Die Kleinen.
Am Donnerstag werde ich bei den Einkäufen für Nachschub sorgen. Ihre Leibspeise sind Nektarinen (oder sind es Aprikosen? Egal: Es sind Pfirsiche ohne Haare), die fangen schon nach zwei Tagen an zu gammeln, quasi ab Werk.