Freitag, 20. Januar 2012

Müll trennen und Trivial Pursuit

http://bit.ly/xzjj1c
»Deutschland ist, wenn neben den Containern für Weiß- Grün- und Braunglas drei einsame blaue Flaschen stehen.« @Afelia, Twitter

»Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.« @Plato, Antike


Ich habe mal von einer WG gehört, in der der Voll-Ök des Hauses jeden gebrauchten Teebeutel mit einem Büroklammer-Entklammerer in seine Einzelteile zerlegte und diese dann fachgerecht entsorgte: Klämmerchen: Altmetall. Papierchen: Altpapier. Faden: Altkleidersammlung. Beutel und aufgequollener Tee: Biotonne.
Wow.
Fantastisch!
Irgendwie irre und trotzdem (deswegen?) spricht es den inneren Monk in mir an. Auch, wenn ich mir nicht diese Mühe machen würde. In meinem Wohnumfeld sind Teebeutel Restmüll - sorry Folks: der Vermieter hat entgegen seiner Ankündigung noch keine Biotonne besorgt.

Damals, in meiner ersten, eigenen Wohnung trennte ich den Müll nach Herzenslust!
Hach!
Mein innerer Monk tobte sich ein wenig aus zu dem Thema. Es entstand als kompaktes Gebinde ein Gelber Sack, dicht gefüllt mit 5 Tragschlaufenbeuteln jeweils wiederum prallvoll mit sehr scharf getrenntem Grünen-Punkt-Müll. Hach! Als dann die Nachbarschaft ihre Säcke an die Straße stellte, brachte ich es einfach nicht übers Herz! Das wäre ja wie das Aussetzen eines Haustiers gewesen!
Erst einen Monat später wilderte ich ihn aus, denn man muss lernen, loslassen zu können...

Ich kann mich noch erinnern, als es nur die "Tonne für alles" gab, so Anfang der 80er. Mein Vater ist damals einmal die Woche in den Keller gegangen und hat Glasflaschen mit dem Hammer zertrümmert, damit mehr Platz war für Papier und Blechdosen etc. Ich durfte nie dabei sein, weil meine Mutter fürchtete, herumfliegende Glas-Schrapnelle könnten mich verletzen.
Diese Zeiten kommen mir heute so finster vor wie die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.

In diese finsteren Zeiten fühlte ich mich zurückversetzt, als...
Mitte der 90er hatte ich mal ein Date mit F., besuchte die Dame in ihrer Wohnung in Wuppertal. Wir kochten zusammen. In der Küche hatte sie einen hüfthohen, riesigen und natürlich überquellenden Mülleimer stehen. Sie zerrte den 70 l-Beutel heraus und drückte ihn mir "zum Runterbringen" in die Hand, während sie den Salat weiter abschmeckte.
Sehr, sehr klare Rollenverteilung (auch nicht immer schlecht: Man weiß, was man zu tun hat!).
Ich wuchtete das Ungetüm das Treppenhaus hinunter und traute meinen Augen kaum, was da alles hinter der semitransparenten Lage blauen Plastiks herumkollerte: Flaschen, Zeitung, Pappe, Kaffefilter, Joghurtbecher, Weichspülerflasche, Unrat. Ein Radio, ein Katzenkadaver oder Uranbrennstäbe waren nicht dabei, hätten aber ins Bild gepasst.
"Warum trennst du deinen Müll nicht?", fragte ich entsetzt, als ich wieder oben war.
"Die kippen dat eh alles zusammen", antwortete sie.
Soso.
Später spielten wir Wissens-Spektrum, einen Trivial-Pursuit-Clone. Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich dachte, der Mond sei für den Wechsel von Tag und Nacht zuständig.
Das ging ja alles gar nicht!
Tsts!

Also, Leutz, Protipp: Bevor ihr euch bindet, prüft das mit dem Müll und spielt auf jeden Fall Wissens-Spektrum oder Trivial Pursuit, bevor aus der Angedachten die Angebetete wird!