Freitag, 19. Juli 2013

Haarige Zeiten

http://goo.gl/F02A2
Als Kind machte ich mir über Haare erstmal keine Gedanken, sie waren eben da und gut war es. Ich hatte indes eine Mutter, die Naturkrause "ganz herrlich" fand und ihren beiden Jungs die Haare so aufbürstete, dass sie auf Herrentoiletten von fremden Männern für Mädchen gehalten wurden. Wenn man als Bub die Haare hat wie ein frisch im Hundesalon aufgerüschter Thomas Gottschalk, dann kann das zum Problem werden. Eine Zeitlang schnitt ich mir die Haare mit der Küchenschere selbst, killte einfach alles auf meinem Kopf, was sich auch nur ein bisschen lockte. Unterm Strich sah das vermutlich auch nicht seltsamer aus als "aufgepudelt", nur halt das andere Extrem.
Mutter stellte ihr entstellendes Tun ein - Strike!

Als Jugendlicher (1983 ff.) trug ich meine Locken à la "Kommunarde", es ging schon ein ganz klein wenig in Richtung Rainer Langhans... aber hey! Das waren die 80er! Kumpel Gene, der früher gerne allerlei mit seinen Haaren unternahm (Eiweiss, Seife, Gel, Lack usw.) befand eines Tages, auch ich könnte mal so etwas wie eine "Frisur" vertragen. "Aber et geht doch nich!", sagte ich, wohl wissend, dass bei diesen Haaren jede Liebesmüh vergeblich sein würde. "Quatsch!", sagte er und legte los, "etwas" mit meinem Haupthaar zu veranstalten, ins Spiel kamen Eiweiß, Seife, Gel, Lack, Föhn und Kreppeisen. Eine Stunde später roch es ein bissi verbrannt und ich hatte ein Michael-Jackson-Frisürken, welches definitiv nicht gewollt gewesen war.
Ich wurde auf Haistyling nie mehr angesprochen.
Nix Jugendkultur, weil: Et ging doch einfach nich!

Als junger Erwachsener lief es ganz gut - gemessen an meinem Vater auf jeden Fall. Auf dessen Führerscheinfoto von 1943, das ihn 17-jährig zeigte, war sein Pony schon auf der Kopfmitte angekommen. [Diesen grauen Lappen mit recht unpopulär gewordenen Stempeln auf der Innenseite, zeigte er bis ins neue Jahrtausend hinein blinzelnden Verkehrspolizisten.] Ich trug die Haare rappelkurz (Blogbeitrag), die Jahreszeiten flogen nur so dahin, bis ich eines Tages in den Regen hinaustrat und ein Tropfen direkt auf meine Kopfhaut durchrauschte - mein einst prachtvolles Haupthaar hatte überraschend seine Mützenfunktion eingebüßt! Meine Stammfriseurin, die seit jeher unter dem Zwang stand, mir aus unerfindlichen Gründen nach dem Haareschneiden immer meinen Hinterkopf zu zeigen, beruhigte mich aber zu dem Thema - "alles gut"!
Tatsächlich konnte ich nun nach all der Zeit auch mal Gel benutzen, es funktionierte jetzt, wo es "weniger" Haare waren, fast wie bei normalen Leuten!

Mit den 30ern wurden die Haare immer heller, es entstand ein Mischwald aus weißen, hellgrauen, dunkelgrauen und braunen Haaren, der sich im Laufe der Zeit zu Gunsten von "hell" veränderten. Blogbeitrag. Ich beschloß, mir die Haare schwarz zu färben. Aber: Was für ein Geraffel! Selbst bei weltbester Grauabdreckung hielt es nicht allzu lange. Eines Tages erwischte ich "schwarzblau", danach sah ich aus wie eine Manga-Figur, weil alle Haare, die nicht braun gewesen waren, nun königsblau waren - Muahahaha! Meine lieben Kolleginnen hatten gut Lachen.
Ich ließ die Färberei dann ganz.
Wegen der Regensache kaufte ich mir eine Kappe.

Mit 45 beschloß ich, eines Tages mit vollem Haar in Rente zu gehen.
Mit 46 teilte ich dieses unvorsichtigerweise auch meiner Friseurin mit. Die kuckte aber zu dem Thema mittlerweile etwas skeptischer. Sie hatte mein Haupt tatsächlich besser im Blick als ich.
"Na, da müssen S'e sich aber beeilen mit der Rente!", sagte sie nur.
Gottogott!
Und letztens hatte ich nen Müchenstich mitten aufm Kopf. Unglaublich!
Gottogott!
Bald kommt sicherlich der erste Sonnenbrand...
WÄWÄWÄ!!!

So vergeht der Ruhm der Welt.