Dienstag, 14. Januar 2014

Restaurantkritik 6: Vapiano Wuppertal


photo credit: ifranz via photopin cc
"Der Name Vapiano leitet sich aus dem italienischen Sprichwort: »Chi va piano va sano e va lontano« ab. Das heißt auf Deutsch: Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger." (Vapiano über Vapiano)
In Wuppertal hat Ende 2013 ein Vapiano eröffnet. Es handelt sich um "ein deutsches Unternehmen der Systemgastronomie, das italienische Speisen nach dem Fast-Casual-Prinzip anbietet" (Wikipedia).
"Fast Casual", das ist ist quasi "Fast Food, aber mit Wohlfühl-Socken".
Sicher, sicher.
Menschenmassen pilgerten von nun an zu diesem Ort, Parkplätze wurden umkämpft, es wurde um Warteschlangenplätze vor dem Eingang gestritten, es kam zu Oberarm-Konflikten zwischen Body-Buildungsbürgern.
Im Januar 2014 beschlossen auch wir, mal zu viert dort hinzugehen.
Am Eingang bekommt jeder von einem Mädchen eine Chipkarte, auf die der gesamte Verzehr aufgebucht wird. Das Ambiente ist modern und aufgeräumt (wenn man sich das Heuschrecken-Gäste-Gewusel wegdenkt). Dann ist man mitten drin im Gewusel der Massen. Falls man einen Sitzplatz findet, kann man sich dann für Pizza oder Pasta oder Salat an verschiedenen Schlangen des Tresens der "Showküche" getrennt für Pizza, Pasta, Salat anstellen. Alkoholische Getränke wie Bier, aber auch Nachtisch gibt es an einem Bar-Tresen, sodass man öfter mal Schlange stehen muss, bis man alles zusammen hat. Wer Pizza bestellt, bekommt einen handygroßen Funkmelder mit, der blinkt und vibriert, sobald die Pizza abholbereit ist.
Die Arbeit hinter dem Tresen der "Showküche" hat etwas von einer Vorhölle, es wirkt wie "McDonald's-Tresenkräfte im x2-Bildsuchlaufmodus". (Ich denke, dass verbrauchte, ausgebrannte Mitarbeiter aus dem Vapiano ausgeworfen werden wie rauchende, leer geschossene Hülsen aus einer Schrotflinte. Das Firmenmotto muss für die hier Angestellten ein ziemlicher Hohn sein.)
Nachdem alle Gäste nun hinreichend lange Schlange gestanden haben, nach Möglichkeit jeder in mehreren, parallelen Schlangen, trudeln die vier Restaurantbesucher nach und nach am gemeinsamen Sitzplatz ein, ihr Kantinen-Tablett aus Blech in Vorhalte.
Frage: Isst man, wenn es noch warm ist, aber die Anderen noch nicht da sind? Oder essen alle erst, wenn der Letzte ankommt? In diesem Fall wäre das Essen des ersten am Tisch Eintreffenden insgesamt nur noch zwei Grad wärmer als ein Speiseeis.
Als wir die Lokalität verließen, stellte ich verblüfft fest, dass ich mittels dieses ganzen vollkommen aberwitzigen Aufwandes (auf beiden Seiten) eine Pizza (3-), ein Bier (OK) und einen Nachtisch (4+) zu mir genommen hatte. Die Endsumme für die letztendlich bestenfalls arg durchschnittlichen Gerichte war OK.

Fazit:
Das ist wohl eher was für die Mittagspause. Abends, wenn es "schön/romantisch/feierlich etc." sein soll, geht man doch lieber zu einem "richtigen Italiener", da bekommen auch alle ihr Essen (fast) gleichzeitig und das Ambiente ist gemütlich bis familiär. Und da kann man im Gegensatz zum Vapiano auch reservieren.
Zusätzlich zu dem ganzen Geraffel stellen die Vögel dort auch noch ihre Pasta selbst her und züchten ihre eigenen Kräuter, als hätten sie nicht schon genug zu tun. Irgendwie wirkt der Laden auf mich wie eine gastronomische Rube-Goldberg-Maschine (Wikipedia), welche
"... mit Absicht eine bestimmte Aufgabe auf zahlreichen unnötigen Umwegen und in komplizierten Einzelschritten auf umständliche Art und Weise ausführt." (a.a.O.)

Mehr Restaurantkritik: Blogbeiträge
Tipp: Die bizarren Leserkommentare zur Eröffnung des Vapiano: Link