Montag, 31. August 2015

Wie schreibt man eigentlich ...

Neulich bei EBAY

Wie schreibt man eigentlich ...

PACKET? Packen, packt, gepackt, Päckchen -- aber Paket. Menno! Das ist ja voll gemein! "Packet" ist nur richtig, wenn man es als veraltetenden Imperativ zu "packen" am Satzanfang verwendet: "Packet ihr Kinder, ihr Männer und Frau'n". Na, geht doch! :D

STRUCKTUR? "Struck" ist ein Stadtteil von Remscheid und Peter Struck war von 2002 bis 2005 Bundesminister der Verteidigung. Trotzdem: "Struktur".

MASCHIENE? Wenn Mütter mal wieder die "Ma-Schiene" fahren... Merke: Fremdwörter schreibt man in der Regel nicht mit "ie". Die falsche Maschinen-Schreibweise ist allerdings nützlich, wenn man Schnäppchen bei EBAY & Co. machen will: Link (zurzeit über 30.000 Treffer!) Tipp: Wenn es alle falsch machen, wird es eh bald in den Duden aufgenommen.

KORREGIEREN? Korrektur, Korrektorat aber korrigieren. Auch gemein. Aber "korregieren" ist zu korrigieren. Immer.

JALUSI: Das französische Element des Wortes Jalousie ist nicht zu unterschätzen! Aber "Jalusi"? Auch hier sind aufgrund hoch-kreativer Schreibweisen außergewöhnliche Schnäppchen bei EBAY möglich! (Link)

PYAMA? Na "fast". Das pakistanische Wort pājāmā (Sprache: Urdu) kam über das Englische ins Deutsche, da kann ja auch in Bezug auf die Schreibweise kein Auge trocken bleiben. Also dann lieber "dünner Schlanfanzug" schreiben statt Pyjama. Tipp:  ran an die "Pyama"-Schnäppchen bei EBAY! Link (zurzeit immerhin 122 Treffer)

EINZIGSTE? Der Klassiker! Aufgemerkt: Wenn man schon der einzige ist, kann nichts und niemand noch "einziger" sein. Nein, auch nicht "aller-allereinzigster". Mit "einzig" ist es übrigens wie mit "tot" und "schwanger", wo Steigerungen auch nicht gesteigert sinnstiftend sind.


Freitag, 28. August 2015

ru24 future 3: "Nationalismus-befreite Zone BRD" (2032)

photo credit: Hellersdorf: Kein sicherer Hafen für das NPD Flaggschiff! via photopin (license)

Flankiert von jubelnden Bildungsbürger-Familien jeder Hautfarbe treten in einem Sturm aus Konfetti am Morgen die letzten 1.000 unerwünschten Bundesbürger ("UBUs") ihren finalen Gang auf Deutschem Boden an, im Volksmund "Walk of Shame" genannt.
Während die Bigband der Bundeswehr feierlich "Kein schöner Land in dieser Zeit" spielt, werden die Personalausweise und Reisepässe der UBUs geshreddert, derweil werden sie in die "Liste unerwünschter Ausländer" aufgenommen. Zum 500. und letzten Mal hält Aylin Yilmaz, die Bundesministerin für Integration, ihre viel zitierte Rede: "Das Krebsgeschwür Natonalismus und Fremdenfeindlichkeit: eine Medizin". Die Tausend UBUs blöken und sabbern währenddessen verhalten an ihren fröhlich bunten Ballknebeln vorbei und rasseln mit ihren lustig umplüschten Handschellen, einige haben sich in ihre Thor Steinar-Hosen gepisst.
Im Hintergrund laufen sich die beiden Boeing 777-300ER bereits warm. Für den langen Flug nach Feuerland an der Südspitze Südamerikas werden die Maschinen in Miami nachtanken müssen.

Spätestens zu den sächsischen Asylheim-Krawallen in Heidenau im Sommer 2015 ist es den Meisten klar geworden, dass ein kleiner Teil der Deutschen Bevölkerung völlig UNDEUTSCH denkt und agiert: NPD-, REP-, PEGIDA-, Pro-Wasauchimmer-Wähler, ganz allgemein "der braune Mob". Sollte sich ein Land von einer winzigen Minderheit seiner Bewohner -- bildungsfern, zur Hälfte vorbestraft -- alles gefallen lassen? Oder sollte man vielleicht proaktiv den Spieß umdrehen? Denn statt "Ausländer raus!" sollte es doch wohl lieber "Unerwünschte Deutsche raus!" heißen. Was für ein zündender Gedanke! Es sollte noch lange Jahre dauern, bis eine Bundesregierung den Mut und die Weitsicht haben würde, ein Gesetz zu verabschieden, welches die Rechtsgrundlage dazu schaffen sollte, "Undeutsche" unwiderruflich aus Deutschland abzuschieben. Die Verhandlungen mit Chile verliefen überraschend reibungslos.

In Deutschland des Jahres 2032 müssen nun weder Synagogen noch Moscheen noch Asylantenheime von Polizeikräften beschützt werden. Die vom Krebsgeschwür des Rechtsradikalismus befreiten Landschaften, in denen Menschen nun unbehelligt vom radikalisiertem Pöbel frei leben können, blühen auf.


(Man wird ja wohl noch träumen dürfen.)


Mittwoch, 26. August 2015

zu24 history: DIE DEUTSCHE POST -- ein Abgesang (1972 bis heute)

Originalfoto

Mein Elternhaus lag schräg gegenüber vom Hauptpostamt Radevormwald. Erste Erinnerungen daran sind vielleicht von 1972. Hier gab es postgelbe Briefmarkenautomaten mit einer kurzen Metall-Kurbel, für Kinder durchaus interessant, daran herumzukurbeln. Vorne am Gebäude gab es eine postegelbe Telefonzelle mit einem grauen, superklotzigen, ultramassiven Wählscheiben-Münzfernsprecher darin. Das hier eingeworfene Geld konnte man im Gerät auf einer Rampe hinter Glas sehen, sobald eine Einheit abtelefoniert war, rutschten auch die Münzen entsprechend nach. Ein Faszinosum für Kinder! Im Vorraum des Gebäudes gab es links zwei weitere Telefonkabinen für Auslandstelefonate (incl. hoch-coolen ausländischen Telefonbüchern), rechts ging ein schlauchförmiger Raum mit hunderten von Postfächern ab. Im Hauptraum der Post gab es (damals noch) Schalter, dahinter so sorgfältig wie bedächtig arbeitende Schalterbeamte, die nie-nie-niemals aus der Ruhe zu bringen waren. Schon als Kind fiel mir auf, dass Postbeamte merkwürdig über-sorgfältig mit dem auszugebendem Postbank-Geld umgingen, gleichzeitig aber, als könne man sich daran infizieren, immer leicht angewidert dabei schauten. Vielleicht war das die viel zitierte "professionelle Distanz"? Wow! Aber an diesem wunderbaren dottergelben, waldgrünen und dunkelbraunen Ort konnte man Briefe, Pakete und Päckchen aufgeben und abholen, Geld ein- und auszahlen, Briefmarken sogar bögenweise kaufen, Sammlerzubehör erstehen, ins Ausland telefonieren oder angerufen werden. Es konnten Telegramme versandt und empfangen werden! Auch hochmoderne Faxsendungen schienen eines Tages im Bereich des Möglichen zu sein! Zudem war dies hier der Hort der bienenfleißig ausschwärmenden Postboten, die allesamt waren wie die Legende Walter Spahrbier!
1979 wurde in Deutschland auch noch offiziell der hochmoderne Faxdienst eingeführt! Yay!
Die Deutsche Post -- ein Disneyland der Möglichkeiten!

Nun, in den nächsten zehn Jahren bis zur ersten Postreform passierte nicht mehr viel, außer vielleicht, dass das ganze Ambiente hier etwas einstaubte, dort etwas abblätterte. 1993 wurde für das wiedervereinigte Deutschland die fünfstellige Postleitzahl eingeführt, Stichwort "Fünf ist Trümpf". Ein Jahr später wurden im Rahmen der zweiten Postreform die mittlerweile vereinzelten Bereiche der Post privatisiert. Es entstanden die Deutsche Telekom AG, die Deutsche Post AG und die Deutsche Postbank AG -- der Anfang vom Ende.

"Auf Rendite und globale Expansion orientierte börsennotierte Konzerne wie Deutsche Post und Deutsche Telekom sind nicht mehr an kleinen Dorfpostämtern, Briefkästen mit Sonntagsleerung oder Telefonzellen in Erzgebirge oder Eifel interessiert." (Quelle)

Deutsche Telekom AG

1996 machte Manfred Krug (Link) Werbung für die T-Aktie. Krug war knorke und irgendwie konnte mit der Telekom-Aktie ja auch nicht wirklich etwas schief laufen. Tatsächlich aber fiel die "Volksaktie" von einem Wert von über 100,00 EUR (2000) auf 8,41 EUR (2002). Manfred Krug distanzierte sich später deutlich von seinem Werbetreiben und entschuldigte sich beim Kleinaktionär dafür, dass er beim Verbrennen von dessen Ersparnissen geholfen hatte (Link).
Heute hat die Telekom drei Standbeine: 1) Rentner, die nicht ahnen, dass so etwas wie "Telefonanbieter wechseln" überhaupt möglich ist. 2) Kunden, die den Anbieter gerne wechseln würden, sich aber nicht trauen, weil sie zu Recht wochenlange Ausfälle, Reibereien & Wahnsinn fürchten. 3) Das dritte Standbein der Telekom sind Telefondrückerkolonnen, die Kunden am Telefon zu "günstigeren Tarifen" animieren, die sie aber immer grundsätzlich teurer zu stehen kommen als ihr augenblicklicher Tarif. Ich gutgläubiger Depp bin auch mal darauf reingefallen. Zwei mal. Unappetitlich wird es, wenn man z.B. meiner greisen, über 80-jährigen Tante für ihr Fahrradgeschäft, welches sie mit einem 30 Jahre alten Tastentelefon und einer 40 Jahre alten, mechanischen Schreibmaschine betreibt, zusätzlich zu ihrer vor Jahren bereits aufgeschwatzten 2 MBit-DSL-Leitung noch einen "IT-Sofort-Service" für ihre nicht existenten PCs & Router aufdrängt -- weil sie es nicht schnallt.
Das ist schäbig.

Deutsche Post AG
Mit dem neuen Millennium fing es an: immer weniger Briefkästen mit immer weiter verringerten Leerungszeiten. Gegen den Widerstand der Bevölkerung begann man, das Filialnetz einzudampfen und mit Partnerunternehmen wie McPaper, Supermärkten oder Bierbüdchen zusammenzuarbeiten. Wurden anfangs nur Postfilialen in der finstersten Provinz geschlossen und durch Postagenturen ersetzt, so war es ab 2010 dann klar: Die letzten 400 verbleibenden Postfilialen würden auch noch geschlossen werden.
Von den einst stolzen 58 Postfilialen alleine in Wuppertal existiert heute keine mehr. Für den Kunden ist das eine grausame Zumutung: Die gelbe Post in Wuppertal findet nämlich nun in "Kathi's Postshop" & Co. bei prekären bis nicht existenten Parkplatz-Situationen statt, das "Amt" wurde einfach reingequetscht in ein rappelvolles Büdchen mit Minimal-Belegschaft. Und wenns mal wieder länger dauert: die Snickers dazu kann man gleich am Tresen nebenan kaufen. Im Ruhrgebiet findet man die Post nun sicherlich auch in der einen oder anderen Trinkhalle oder als Beigeschäft auf einem Schrottplatz.
Auch dies: schäbig.

Deutsche Postbank AG
Ach ja: Die heiklen Geldgeschäfte kann man als Postbank-Kunde in diesem quasi-öffentlichen Ambiente gleich mit abwickeln, "Bitte halten Sie Abstand" bedeutet in "Kathi's Postshop", "Günni's Bierbude" und "Atze's Schrott-Spot" im Durchschnitt 13 cm. "Postbank: Schließlich ist es Ihr Geld".
Brrr!

Die Deutsche Post -- in 20 Jahren Privatisierung vom leicht angestaubten Disneyland zum lausigen Drückerkolonnen- und Trinkhallen-Beigeschäft. 


Nachsatz
Wenn meine "neoliberalen Freunde" (Spaß!) wieder einmal "mehr Privatisierung" fordern (wie zurzeit u.a. in Griechenland der Fall, Liste), dann sollte man ihnen recht hart dafür aufs Mündchen schlagen. Mehrfach. Kaum etwas zeigt das Scheitern der Privatisierung von Staatsbetrieben eindrucksvoller als die Deutsche Post.


Freitag, 7. August 2015

Bürogeplänkel 57 - Bürohitze

photo credit: News Flash--Heat Bad for Productivity via photopin (license)

Es ist Sommer im Büro. Jedes Jahr ist mal Sommer im Büro. Sommer ist, wenn es draußen wie drinnen heiß ist, was eng mit der Variable "Jahreszeit" korreliert. Büro ist da, wo Menschen auf engem Raum zusammenhocken und lieber woanders wären, besonders im Sommer.
"Isso", könnte man jetzt sagen, und das Thema wäre durch.
Wenn es denn so einfach wäre ...

Offenbar gehöre ich zu einer Minderheit, die morgens im Büro aufscheint, sich hinsetzt, arbeitet, pausiert, arbeitet, um dann Abends wieder nach Hause zu fahren. Der überwiegende Rest betätigt sich zurzeit hauptberuflich als Büroklima-Klageweib.

Möglichkeiten der Klage und des Geweses:
1) sich minütlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pusten. Ächzen.
2) Etwa alle zwei Minuten Ächzen, als habe sich während einer Hitze-Ohnmacht ein altbabylonischer Dämon namens "Zuul" des Körpers der Ächzenden bemächtigt.
3) alle fünf Minuten etwas am Ambiente regeln: Fenster auf/zu/auf Kipp, Schalousien rauf/runter, Ventilator an, auf 3, 2, 1, aus, dabei ächzen
4) alle zehn Minuten etwas über die Luft sagen: "stickig", "stückig", "dick", "schlecht", "wabert", "wie im Backofen", etc., Alternative: "es zieht" (is klar). Egal was: Ächzen!
5) Wespen. Vier mal pro Stunde: Soviel Zeit muss sein -- zwischen Wääääh! und Kraisch! kommt auf der Flucht vor den urst höllegefährlichen Killerinsekten auch während des unkontrollierten Herumwästerns in der Luft das Ächzen nicht zu kurz.
6) alle halbe Stunde: Per E-Mail den Betriebsrat fragen, ab wann es hitzefrei gibt und warum die Firma nicht genug gegen die Variable "Jahreszeit" unternimmt.

Hey! Da bekommt man den Arbeitstag schon mit rum.

Problem: Ich möchte hier einfach nur sitzen und -- notfalls -- arbeiten. An die Hitze denkt man nach einer Weile dann nicht mehr, es sei denn, die lieben Kolleginnen erinnern einen alle 27 Sekunden daran.
Ächz!


Mehr zum Thema "Wespe im Büro": Link
Mehr Blogbeiträge zu dem Thema "Hitze": Link, Link


Dienstag, 4. August 2015

Kundenbindungssysteme

photo credit: Kasse machen via photopin (license)
Bei einer großen, deutschen Baumarktkette kann man zurzeit wieder "punkten": hier heißt es für den Baumarktkunden "Sammeln, was das Zeug hält" -- leider hält es nicht sonderlich, das Zeug. Aber wenn man jetzt nur biberfleißig weitersammelt, dann kann ja schließlich alles passieren ...
Kundenbindungssystem -- das ist, wenn erwachsene Menschen an den Kassen dieser Welt kleine Aufkleber, diverse Punkte, Gummi-Saugnapf-Nopsies oder Disney-Kärtchen sammeln.
Für den Endkunden zahlt sich die Sammelwut richtig dolle aus, denn er bekommt ja kleine Aufkleber*, diverse Punkte, Gummi-Saugnapf-Nopsies oder Disney-Kärtchen dafür.
*) Für Töpfe, Pfannen, Messer und Gläser, die man dann aber trotzdem selbst bezahlen muss.

Und was bekommen Einzelhandel und Tankstellen im Gegenzug für ihre Glasperlen, mit denen sie die tumben Eingeborenen locken?
Unser Geld.
Unsere Treue
(= kein Preisvergleich mit anderen Anbietern).

Unsere Daten.
Hey! Respekt! Denn mehr ist da ja schon kaum mehr möglich!

[Da bleibt ja im Grunde nur noch "Blut", "Seele", oder dass wir unsere Erstgeborenen "Aldi-Zeeman" (Junge) oder "Penny-Shell" (Mädchen) nennen.]

Was ist nur los mit dem Belohnungssystem unseres Primatenhirns, dass wir immer wieder auf so einen Bullshit hereinfallen? Wir alle sollten uns mal ein bisschen schämen und es in Zukunft einfach sein lassen, dieses ganze kleinteilige Gedöns mit den scheiß Gummipunkten, das nur EINEN EINZIGEN Gewinner kennt. Vielleicht sollten die Eingeborenen auf die Glasperlen, die pockenverseuchten Pferdedecken und auf die scheiß Gummipunkte einfach mal pfeifen.
Ich fange spätestens nächsten Monat damit an ...